Vorwort
Eigentlich wollte ich keinen Blogbeitrag zum diesjährigen Borkumurlaub schreiben. Ich war ja schon sehr oft auf Borkum. Das erste Mal, als ich drei Jahre alt war. Damals mit meiner Mutter und meinem Bruder zur Mutter-Kind-Freizeit. Das wiederholte sich dann bis ich Teenager war. Dann (seit ich Onkel bin) durfte ich meine Schwägerin und meinen Bruder beim jährlichen Sommerurlaub begleiten. Natürlich auf meiner Lieblingsinsel „Borkum.“ Ich kenne mich somit auf Borkum besser aus als in Duisburg. Zusätzlich habe ich auch schon alle Highlights mehrfach gesehen. Mir fehlt somit die Fantasie, was hier noch in Bezug auf den Reiseblog Berichtenswertes passieren soll.
Jetzt hatte ich bei meiner Einschätzung allerdings die Menschen außer Acht gelassen. Sowohl die Mitreisenden, als auch die mir meist unbekannten Mitmenschen auf Borkum bieten einiges an, das Anlass für einen Blogbeitrag gibt. Diese Erkenntnis wurde mir allerdings erst zur Mitte des Urlaubs klar. Deshalb gibt es erstmals in der Geschichte von www.herrjensemann.de anstelle von Tagesberichten einen Ganzer-Urlaub-Bericht. Dieser konzentriert sich insbesondere auf die Begegnungen mit Menschen und vernachlässigt noch mehr als sonst die Beschreibung der besuchten Orte.
Dies ist keinesfalls eine Wertung der Sehenswürdigkeiten auf Borkum. Borkum ist absolut super und ich kann nur allen empfehlen sich ein eigenes Bild zu machen und Borkum zu besuchen.
Die Geschichten der Mitreisenden nehmen aber viel Raum ein. Mitreisende ist ein gutes Stichwort. Neben meinem Bruder Sascha, meiner Schwägerin Alex meiner Nichte Hannah (alle echte Borkum-Fans und -Experten in Personalunion) sind diesmal auch Samira (Freundin von Hannah) und Stefan (mein ewiger Kreuzfahrt- und mittlerweile auch Wander-Reisebegleiter) dabei. Zusätzlich gesellt sich Volker (ehemaliger Arbeitskollege von Sascha) auch immer mal zu unserer Gruppe.
Die Fotos sind von allen Mitreisenden dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt worden.
Und jetzt wünsche ich viel Spaß bei „Von Läufern und Säufern – Borkum 2024 die ganze Geschichte.“
Kapitel 1: Bierwanderung oder „Nie wieder Alkohol“
Der Urlaub beginnt mit den beiden Haupt-Tätigkeitsfeldern, die einen Borkum Urlaub ausmachen. Zumindest unserer Definition nach. Wandern (also Laufen) und Alkohol trinken (also Saufen).
Vor Jahren wurde diese Art des Urlaubs schon mal in Form von beidseitig bedruckten T-Shirts (mit dem Aufdruck „Laufen“ auf der Vorderseite und dem Aufdruck „Saufen“ auf der Rückseite) visualisiert.
Die in den letzten Jahren erfundene – und für gut befundene – „Bierwanderung“ verbindet beide Disziplinen perfekt. Die Idee ist einfach. Wir wandern von Kneipe zu Kneipe und trinken jeweils dort ein Bier. Klassischerweise ist die erste Etappe das Café Sturmeck. Hier muss man schon ein Stück hinlaufen, um sich das erste Bier zu „verdienen.“ Da wir aber bisher nur gefrühstückt haben, merke ich schon den ersten halben Liter. Weiter geht es zum Upholm-Hof. Dort angekommen müssen wir feststellen, dass dieser geschlossen hat. Verschiedene Alternativen entpuppen sich auch als Reinfall, so dass wir einen nicht unerheblichen Umweg zurück ins Zentrum auf uns nehmen, um in einem Restaurant das zweite Kaltgetränk zu uns zu nehmen.
Jetzt rächt sich mein mangelndes Training in beiden Disziplinen. Körperlich bin ich echt unfitt. Das wurde mir beim Probetraining meiner neuen Volleyballtruppe sehr eindrücklich klar. Und auch beim Thema Kaltgetränke habe ich in meiner Erinnerung schon mal mehr vertragen. Nach dem zweiten Bier habe ich schon einige Lampen an. Nach dem Dritten bei Strand 5 bin ich soweit, dass ich die Polonäse anführen könnte.
Auch Nahrungsaufnahme hilft mir nicht so richtig, so dass ich am Abend den Mitreisenden verkünde, dass ich nie wieder Alkohol trinken werde. „Nie Wieder“ ist ein echt langer Zeitraum, der bei mir bis zum drauf folgenden Abend anhält.
Kapitel 2: Juist in time
Wie bereits erwähnt, war ich schon wirklich oft auf Borkum. In all den Urlauben ist es mir noch nie gelungen, Borkums Nachbarinsel Juist zu besuchen. In diesem Urlaub haben wir einen Tagesausflug gebucht, um dies zu ändern. Zwar soll der Ausflug bereits um kurz nach 7 Uhr losgehen und bedarf somit eines mir ungeliebten frühen Aufstehens, aber das nehmen wir in Kauf. Wir wollen nach Juist. Einen Tag vor dem geplanten Ausflug und somit noch sozusagen „Juist in time,“ erhält Sascha den Anruf. Unser Ausflug ist gecancelt. Wieder kein Juist. Echt Schade.
Anstelle dessen machen wir die von meinem Vater erfundene und mittlerweile zur Tradition gewordene Wasserkanten-Wanderung, die uns zumindest teilweise über den ausgefallen Ausflug hinwegtröstet.
Kapitel 3: Warum Bildung hilft
Heute sind Hannah, Samira, Stefan und ich unterwegs. Unser Ziel ist das Heimatmuseum. Dieses ist zwar klein, aber dafür liebevoll eingerichtet und durchaus interessant. Neben der Geschichte Borkums geht es auch um die heimische Tierwelt. Highlight ist sicherlich das komplette Skelett eines riesigen Pottwals.
Hannah und Samira sind durchaus interessiert und das obwohl sie sich während Ihrer Ferien – freiwillig – in einem Museum befinden. Ich finde das durchaus bemerkenswert und es gibt im Kontrast zu dem anschließend Erlebten durchaus Hoffnung. Aber der Reihe nach.
Nach dem Museumsbesuch gehen wir gemeinsam Pizza essen. Von meinem Platz aus beobachte ich zufällig drei ca. 12 bis 14 Jahre alte Mädchen, die mit Fahrrädern vorfahren. Da sie Reiterhosen tragen, vermute ich, dass sie eine Verbindung zum Reitsport haben, wobei dieses Detail für den weiteren Verlauf der Ereignisse keine Rolle spielt.
Sie holen eine 50 cm große Pizza ab. Die schiere Größe des Pizza-Kartons fasziniert mich. Dieser ist logischer Weise ein bisschen mehr als 50 cm breit. Umso überraschter bin ich, als ich beobachte wie die Mädchen jetzt versuchen den Karton in dem kleinen (ich schätze maximal 30 cm breiten) Fahrrad-Korb unterzubringen. Ihre Überraschung, dass das nicht passt, überrascht mich wiederum. Als Nächstes versuchen sie den Karton hochkant in den Fahrradkorb zu stecken. Davon unabhängig, dass diese Lagerungsform für den Zustand der Pizza nicht optimal ist, geht das aufgrund des quadratischen Kartons natürlich auch nicht. Ratlosigkeit macht sich breit.
Dann scheint eines der Mädchen eine Idee zu haben. Sie kommt erneut in die Pizzeria und bittet explizit um eine kleine Tüte, die sie auch erhält.
Als sie dann allerdings versucht den riesigen Karton in die Minitüte zu stecken, verliere ich den Glauben an unser Bildungssystem.
Kapitel 4: Borkum-Marathon und Schwimmen in der Nordsee im Oktober
Stefan ist ja bekannt dafür, dass er verrückte Dinge tut. Letztes Jahr hat er auf Borkum die gesamte Insel umwandert. Dieses Jahr plant er die gesamte Insel joggend zu umrunden. Also 36 Kilometer. Da das ja aber irgendwie noch nicht verrückt genug ist, legt er natürlich noch 7 Kilometer drauf. Die gelaufenen 43 Kilometer umfassen somit mehr als die Marathon-Distanz. Stefan ist somit der erste mir bekannte Borkum-Marathoni. Auf der von mir erfundenen „Stefan macht verrückte Dinge“-Skala eine klare 8 von 10.
Dass er am nächsten Tag an der acht Kilometer langen und von Alex initiierten „Fliegenpilz-Suchaktion“ mitläuft, versteht sich von selbst.
Auch hier nimmt er noch kleine Extrawege mit, wenn sich eine Buhne zum Erkunden anbietet.
Die Krönung sollte aber das Schwimmen in der Nordsee sein. Wir haben Oktober und die Außentemperaturen liegen zwischen 11 und 15 Grad. Bei Wind liegt die gefühlte Temperatur locker zehn Grad darunter. Trotzdem zieht Stefan seine Idee in der Nordsee schwimmen zu gehen durch.
Kapitel 5: Von Läufern und Säufern
So geht der Urlaub nach einer tollen Woche viel zu früh zu Ende. Es wurde viel gelaufen und es wurde auch viel… (ach ihr wisst schon). Borkum ist ein Fest und da es hier ja bekanntlich die schönsten Sonnenuntergänge gibt, endet der Reisebericht auch mit einem solchen.