Rückblick. Es ist Samstag, 27.06.2020, Christian, Sascha und ich sitzen im EC115 nach Klagenfurt, um in Koblenz dann in Richtung Trier umzusteigen. In Köln steigt ein älterer Herr zu. Er setzt sich in die Vierersitzgruppe auf der anderen Seite und beginnt seine Fleischwurst, die er einfach so -ohne Unterlage- auf den Tisch klatscht, zu essen. Die Schaffnerin kommt vorbei und bittet ihn sein Ticket vorzuzeigen. Er zeigt seinen Schwerbehindertenausweis und sagt zur Schaffnerin mit einem selbstsicheren Lächeln: „Dat hab isch mit drin.“ Schafnerin: „Nein, haben Sie nicht. Sie sind hier im Fernverkehr.“ Er musste dann ein Ticket nachlösen.

Heute: Wir haben uns während der gesamten Tour öfter über den „Fleischwurst-Opa“ amüsiert und sein Spruch ist irgendwie zum Motto der Tour geworden.

Das habe ich mit drin.

Die Tour von Trier nach Traben-Trabach mit 135 km, die zu laufen sind. Habe ich die tatsächlich drin?

Acht Tage wandern mit minimalstem Gepäck und teilweise wirklich wenig Komfort. Habe ich das mit drin?

Kommen wir in unserer 3er-Gruppe klar oder gehen wir uns auf den Geist? Haben wir das mit drin?

Diese Fragen habe mindestens ich mir auf der Hinfahrt gestellt.

Die letzte Etappe steht an. Mein Tank ist schon ziemlich leer, als wir starten. Die letzten Tage haben mich Körner gekostet. Es gibt wenige Körperteile, die mir nicht wehtun. Am schlimmsten sind nach wie vor meine Füße. Aber auf der letzten Etappe aufzugeben, ist keine Option. – Das habe ich mit drin.

Laut Moselsteigführer beginnt die Etappe mit einem Aufstieg von 200 Höhenmetern. Blöd nur, dass unsere Unterkunft in Ürzig 200 Höhenmeter unter dem offiziellen Startpunkt liegt. Macht also 400 Höhenmeter zu Beginn. Die Etappe umfasst grundsätzlich 15 km. Einer kommt zu Beginn bis zum offiziellen Startpunkt dazu und einer durch eine Umleitung durch einen Landal Park. Macht 17 km. Ich sage mir selbst: Das habe ich mit drin.

Landschaftlich gibt es heute wenige Highlights. Einen Blick aus der Entfernung auf die gesamte Hochmoselbrücke, eine kurze Möglichkeiten auf die Mosel herunter zu blicken und der wirklich schöne Blick auf Traben-Trabach. Ansonsten geht es viel durch den Wald. Also wenig Ablenkung von schmerzenden Körperteilen.

Die letzte Etappe bringt mich nochmal an Grenzen, von denen ich nie vorhatte überhaupt in ihre Nähe zu kommen. Wieviel Schmerzen bin ich bereit zu ertragen? Wie lange kann ich noch weiter laufen?

Das habe ich mit drin. – Dieses Motto hat mich viel beschäftigt in diesen Tagen. Ich habe daran gezweifelt. Ich habe an mir gezweifelt. Ich habe an dem gesamten Projekt gezweifelt. Am Ende bin ich aber auch in Traben-Trabach angekommen. Es war knapp. Aber es ist gelungen. Das hatte ich mit drin.

Jens mit der Moselsteig-Finisher-Medaille

Wir alle hatten es mit drin. Wir sind Bezwinger des Moselsteigs.