Gestern habe ich einen sehr schönen (und trockenen) Tag in Dingle verbracht. Mein Highlight war das durchaus sehenswerte Ozeanwelt Aquarium Dingle.

Meine Entscheidung gestern nicht zu wandern und meinen Füßen eine Pause und der Regenjacke viele Liter Regen zu ersparen, trifft nicht auf das Verständnis aller. Muss es ja auch nicht.

Dass ich aber durch mein „Nicht-Wandern“ scheinbar den Wandergott verärgert habe, war mir nicht klar. Ich bekomme auf jeden Fall heute morgen die Quittung. Bei den Vorbereitungen auf die heutige Etappe übersehe ich den Schaukelstuhl und hämmere mit dem linken Fuß dagegen. Jetzt tut der Fuß zumindest auch mal von oben weh.

Dann starten wir die heutige Etappe. Stefan verlässt uns aber relativ schnell wieder, um einen Zusatzweg zu gehen. Er ist halt mit der normalen Etappe nicht ausgelastet. An einer Lagune inklusive schönem Sandstrand verlassen mich auch Sascha und Christian.

Sie nehmen hier den Zusatzweg, um die Landzunge mitzunehmen, die laut Wanderführer eine (noch) schönere Aussicht verspricht. Und die Fotos, die Sascha mir nachträglich zur Verfügung gestellt hat, sind tatsächlich beeindruckend.

Ich kenne ja aber meine Füße und laufe deshalb ein Stück allein weiter auf dem klassischen Weg. Die anderen werden mich schon wieder einholen.

Unsere Wandertruppe funktioniert. Oft läuft man zu zweit und unterhält sich. Die Themen unterscheiden sich dabei je nach Gesprächspartner sehr. Mit Christian unterhalte ich mich oft über Fußball, was auch daran liegt, dass die anderen beiden so gar keine Ahnung davon haben und auch schlichtweg gar kein Interesse. Mit Stefan geht es um mögliche weitere Kreuzfahrten. So diskutieren wir zum Beispiel relativ lange, ob eine Antarktis Kreuzfahrt ein sinnvolles Projekt ist. Mit meinem Bruder Sascha sind die möglichen Themen vielfältig. Er war schließlich schon immer da (zumindest seit ich mich erinnern kann). Diesmal geht es unter anderem aber um die Neuverfilmung von „Ein Colt für alle Fälle.“ Unserer absoluten Lieblingsserie, als wir Kinder waren.

Das „Alleine-Wandern“ ist ganz anders. Man ist mit seinen Gedanken allein. Ich nehme auch den Weg ganz anders wahr. Das liegt natürlich auch daran, dass ich jetzt selber auf die Wegmarkierung achten muss. Die kleinen gelben Schilder des Dingle-Ways habe ich bisher nur nebenbei wahrgenommen, da Christian oder Stefan ja immer dabei waren und mir den Weg gewiesen haben.

Ich laufe also allein, als ich ein interessantes Haus und einen noch interessanten Vorgarten entdecke. Ein Reisewohnmobil und ein Mini -Wohnwagen, der als Küche dient, stehen im als kleines Café umgewandelten Vorgarten.

Ich betrete das Ballincolla Base Camp Tóg SOS und lerne den Besitzer Daniel kennen. Wie sich herausstellt ist Daniel Deutscher und vor drei Jahren aus Berlin nach Irland ausgewandert. Daniel ist super nett und wir quatschten über Gott und die Welt, bis meine drei Wandergefährten auch ankommen. Ein bisschen erinnert mich Daniel an Peter Lustig aus der Fernsehserie „Löwenzahn.“

Nicht so lustig ist, dass wir noch einige Kilometer zu wandern haben. Deshalb verabschieden wir uns von Peter alias Daniel und gehen weiter.

Dann erreichen wir den Strand. Die anfängliche Euphorie angesichts des Stand-Flairs weicht relativ schnell der Erkenntnis, dass Laufen im Sand relativ anstrengend ist. Da macht es es jetzt auch nicht besser, dass wir die komplette, Kilometer lange Bucht umwandern müssen.

Die Küste bietet aber wirklich tolle Ausblicke.

Der Weg will aber nicht enden. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir unsere heutige Unterkunft.