Die zwei lustigen Drei (also Sascha, Christian und ich) sind unterwegs zur nächsten Wander-Herausforderung. Diesmal soll es der Dingle Way auf der gleichnamigen Halbinsel in Irland werden. Verstärkt wird unsere Gruppe dieses Mal durch Extrem-Wanderer (Bestleistung: 100 km am Stück) und neuerdings auch Marathoni (natürlich unter 4 Stunden) Stefan.
Die konditionellen Vorraussetzungen für eine Wanderung sind somit durch Stefan um Lichtjahre auseinander gedriftet. Der Unterschied zwischen Stefan (Marathon trainiert) und mir (gar nicht trainiert) könnten somit nicht größer sein.
Obwohl der Dingle-Way im Südwesten Irlands liegt, fliegen wir zunächst nach Dublin. Einerseits, weil es keine bessere Flugoption gibt, und andererseits weil wir uns auch (zumindest kurz) Dublin anschauen möchten.
Christian als bewährter Stadtführer übernimmt folgerichtig die Streckenplanung und geht voran. Wir besichtigen das Castle, den Regierungssitz und verschiedene Parks.
In einem dieser Parks ist eine liegende Statue des berühmten Schriftstellers Oscar Wilde zu sehen. Obwohl das mit dem „berühmt“ so eine Sache ist. Als wir uns nämlich fragen, welches Werk ihn berühmt gemacht haben könnte, wird es ruhig. Weder mein immerhin promovierter Bruder Sascha, der Weltreise erfahrene Stefan, noch der bei jedem Quiz im Bereich Allgemeinwissen ungeschlagene Nachbar Christian hat eine Idee. Ich hingegen bin überrascht, dass irgendwer ernsthaft glaubt, ich könnte hierbei helfen.
Unsere Sightseeingtour führt uns noch an der St.Patricks Cathedrale und verschiedenen besonderen Brücken vorbei. Stefan‘s Favorit ist die Ha‘Penny Bridge. Hier musste man früher wohl mal einen halben Penny Wegzoll bezahlen. Interessant ist auch die Samuel Beckett Bridge, die wie eine Harfe aussieht.
Zum Abschluss schauen wir uns noch das Trinity College an. Das hat definitiv etwas.
Insgesamt ist Dublin aber eher kein Hammer Highlight. Von daher ist es auch ok, dass wir bereits mittags per Inlandsflug weiter nach Kerry fliegen. Dort angekommen machen wir Bekanntschaft mit dem irischen Wetter. Auf den geschätzten zehn Metern bis zum Taxi werden wir richtig nass.
Davon nicht abgeschreckt, steigt Stefan in Tralee aus und wandert heute noch die erste offizielle Etappe. Diese lassen wir anderen bewusst aus und fahren mit dem Taxi nach Camp.
Der sehr nette Taxi-Fahrer Maurice schaut ein bisschen verwundert, als Stefan aussteigt. Auf seine von Sorge erfüllter Frage, ob er zu dieser fortgeschrittenen Tageszeit wirklich noch die gesamte erste Etappe laufen will, informieren wir Maurice, dass Stefan auch schon mal 100 Kilometer am Tag läuft. Maurice Kommentar darauf spricht für sich: „Jesus Christ.“
Während Stefan also läuft, genießen wir den Ausblick von unserer heutigen Unterkunft und machen einen kurzen Strandspaziergang..
Der Block dieser Tour ist eine Gemeinschaftsproduktion mit dem Blog meines Bruders. Wir werden uns beim Schreiben abwechseln. Der Bericht von heute ist hier zu finden:
Die heutige Etappe beginnt mit einem guten Frühstück und einem sehr netten Plausch mit unserem Gastgeber John (Adrinane House B&B). Er geht mit uns gedanklich schon mal die heutige Etappe durch und macht uns neugierig auf eine tolle Aussicht und empfiehlt uns ein Café für eine Pause.
Nach ca. 5 Kilometern erreichen wir die Burgruine Minard. Wir müssen John zustimmen. Die Aussicht hier ist wirklich malerisch.
Als wir dann nach ca. 10 Kilometern zu dem besagten „Café“ kommen, teile ich John‘s Einschätzung allerdings nicht mehr. Das „Café“ erinnert eher an einen Tankstellen-Shop ohne Tankstelle. Aufgrund der fehlenden Alternative und da ich immer sehr für Pausen mit der Möglichkeit zum sitzen bin, nutzen wir das Angebot. Allerdings fällt unsere Wahl auch aufgrund von kaum Alternativen auf Schoko-Riegel und Cola.
Dann wird der Weg scheiße. Also im wahrsten Sinne des Wortes besteht der Weg jetzt oft aus verschiedenen Schichten von Schaf- und Kuhscheiße.
Landschaftlich gibt es relativ konstant einen tollen Weitblick auf Kerry (die nächste Halbinsel). Dort liegt auch die Insel, auf der Luke Skywalker laut Star Wars sein Exil verbracht hat (siehe gelber Pfeil).
Und dann sterbe ich fast. Und obwohl mich meine Füße umbringen, hat es damit gar nichts zu tun. Bei ca. 20 Kilometern taucht Dingle (endlich) in der Ferne auf. Von dem Ziel in der Ferne fasziniert, habe ich mal wieder in die falsche Richtung beim Straße überqueren geguckt. Linksverkehr und ich. Der Fahrer kann noch rechtzeitig bremsen und ich komme mit dem Schreck davon.
Gestern habe ich einen sehr schönen (und trockenen) Tag in Dingle verbracht. Mein Highlight war das durchaus sehenswerte Ozeanwelt Aquarium Dingle.
Meine Entscheidung gestern nicht zu wandern und meinen Füßen eine Pause und der Regenjacke viele Liter Regen zu ersparen, trifft nicht auf das Verständnis aller. Muss es ja auch nicht.
Dass ich aber durch mein „Nicht-Wandern“ scheinbar den Wandergott verärgert habe, war mir nicht klar. Ich bekomme auf jeden Fall heute morgen die Quittung. Bei den Vorbereitungen auf die heutige Etappe übersehe ich den Schaukelstuhl und hämmere mit dem linken Fuß dagegen. Jetzt tut der Fuß zumindest auch mal von oben weh.
Dann starten wir die heutige Etappe. Stefan verlässt uns aber relativ schnell wieder, um einen Zusatzweg zu gehen. Er ist halt mit der normalen Etappe nicht ausgelastet. An einer Lagune inklusive schönem Sandstrand verlassen mich auch Sascha und Christian.
Sie nehmen hier den Zusatzweg, um die Landzunge mitzunehmen, die laut Wanderführer eine (noch) schönere Aussicht verspricht. Und die Fotos, die Sascha mir nachträglich zur Verfügung gestellt hat, sind tatsächlich beeindruckend.
Ich kenne ja aber meine Füße und laufe deshalb ein Stück allein weiter auf dem klassischen Weg. Die anderen werden mich schon wieder einholen.
Unsere Wandertruppe funktioniert. Oft läuft man zu zweit und unterhält sich. Die Themen unterscheiden sich dabei je nach Gesprächspartner sehr. Mit Christian unterhalte ich mich oft über Fußball, was auch daran liegt, dass die anderen beiden so gar keine Ahnung davon haben und auch schlichtweg gar kein Interesse. Mit Stefan geht es um mögliche weitere Kreuzfahrten. So diskutieren wir zum Beispiel relativ lange, ob eine Antarktis Kreuzfahrt ein sinnvolles Projekt ist. Mit meinem Bruder Sascha sind die möglichen Themen vielfältig. Er war schließlich schon immer da (zumindest seit ich mich erinnern kann). Diesmal geht es unter anderem aber um die Neuverfilmung von „Ein Colt für alle Fälle.“ Unserer absoluten Lieblingsserie, als wir Kinder waren.
Das „Alleine-Wandern“ ist ganz anders. Man ist mit seinen Gedanken allein. Ich nehme auch den Weg ganz anders wahr. Das liegt natürlich auch daran, dass ich jetzt selber auf die Wegmarkierung achten muss. Die kleinen gelben Schilder des Dingle-Ways habe ich bisher nur nebenbei wahrgenommen, da Christian oder Stefan ja immer dabei waren und mir den Weg gewiesen haben.
Ich laufe also allein, als ich ein interessantes Haus und einen noch interessanten Vorgarten entdecke. Ein Reisewohnmobil und ein Mini -Wohnwagen, der als Küche dient, stehen im als kleines Café umgewandelten Vorgarten.
Ich betrete das Ballincolla Base Camp Tóg SOS und lerne den Besitzer Daniel kennen. Wie sich herausstellt ist Daniel Deutscher und vor drei Jahren aus Berlin nach Irland ausgewandert. Daniel ist super nett und wir quatschten über Gott und die Welt, bis meine drei Wandergefährten auch ankommen. Ein bisschen erinnert mich Daniel an Peter Lustig aus der Fernsehserie „Löwenzahn.“
Nicht so lustig ist, dass wir noch einige Kilometer zu wandern haben. Deshalb verabschieden wir uns von Peter alias Daniel und gehen weiter.
Dann erreichen wir den Strand. Die anfängliche Euphorie angesichts des Stand-Flairs weicht relativ schnell der Erkenntnis, dass Laufen im Sand relativ anstrengend ist. Da macht es es jetzt auch nicht besser, dass wir die komplette, Kilometer lange Bucht umwandern müssen.
Die Küste bietet aber wirklich tolle Ausblicke.
Der Weg will aber nicht enden. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir unsere heutige Unterkunft.