Heute ist Seetag. Eine gute Gelegenheit mal einen Bericht über die gesammelten Kreuzfahrt Momente dieser Tour zu schreiben. Folgende zufällig miterlebte Momente sind tatsächlich so passiert.
1.) Beim warten an der Rezeption
Ich stehe in der Warteschlange vor der Rezeption um die letzten Details unseres Kabinenumzuges (vergleiche „Sturm, Demographie und warum man auf seine Eltern hören soll.“) zu besprechen. Von hintern nähert sich eine Frau. Anstelle sich aber hinter mir in die Warteschlange einzureihen stellt sie sich neben mich und beginnt mir unaufgefordert zu erzählen, warum sie mit der Rezeption sprechen müsste. Ihre Dusche läuft nämlich über und das geht so ja gar nicht. Nicht das mich das interessiert. Sie erwartet allerdings scheinbar auch keine Reaktion. Anstelle dessen wendet sie sich an die gerade hinter mir angekommenen Gäste und erzählt erneut und wieder unaufgefordert Ihre Geschichte. So geht das immer weiter, bis wirklich alle über die Dusche dieser Frau informiert sind. Als die wirklich nette Rezeption-Mitarbeiterin dann fragt wie sie Ihr denn helfen könnte, höre ich in meinem Kopf die versammelten wartenden Gäste im Chor rufen: „Ihre Dusche läuft über!“
2.) Live-Übertragung des Länderspiels Deutschland-Italien
Gemeinsames Fußball gucken in der Almhütte. Ich habe mir einen strategisch guten Platz, mit freier Sicht auf den Fernseher und einer möglichen Fluchtroute (für den Fall, dass andere zu sehr kuscheln wollen) gesichert. Hinter mir sitzt ein Mann, der obwohl das Spiel noch gar nicht angefangen hat, bereits weiß wie es ausgehen wird. Nämlich 1:1. „Die spielen so schlecht, das geht höchstens 1:1 aus, wie gehen Ungarn. Gegen Ungarn muss man doch gewinnen.“ Auch mit der Mannschaftsaufstellung ist er nicht zufrieden. „Schon wieder Werner. Der hat noch nie was gebracht.“ Dann beginnt das Spiel. Deutschland spielt gegen seinen absoluten Angstgegner. Italien. Ich kann mich gar nicht an einen Sieg gegen Italien erinnern. Aber dafür an schmerzhafte Niederlagen. Wie bei der Heim-WM 2006. Deutschland spielt gut und führt zur Pause verdient 2:0. Trotzdem meckert mein Hintermann in einer Tour. „Die können nix. Nur Fehlpässe. Und der Werner…“ Auch in der zweiten Halbzeit spielt Deutschland wirklich gut und führt in der 70.Minute 5:0. Gegen Italien! Trotzdem bleibt in den Augen meines Hintermanns alles schlecht. Auch das Werner zwei Tore schießt, besänftigt ihn nicht. Als er dann ein neues Bier bestellt und dieses nicht sofort kommt und er deshalb anfängt über die Kellner zu meckern, platzt mir der Kragen. Ich drehe mich um und geige ihm meine Meinung. Irgendwas mit „Typisch deutsch, nie zufrieden und immer am Meckern“ werfe ich Ihm an den Kopf. Totenstille. Für einen Moment interessiert die ca. 50 fußballbegeisterten Gäste in der Almhütte das Spiel nicht mehr. Alle gucken mich an. Dann geht das Gemurmel wieder los. Ich ernte dankbare Blicke. Gleichzeitig ist mein Hintermann für den Rest des Spiels ruhig.
3.) Nachbesprechung zum Auftritt der Gastkünstlerin „Eszter Vegvari“
Stefan und ich sitzen in der Lounge und lesen. Vorher haben wir die Show der Gastkünstlerin Eszter Vegvari, einer Profi-Musical-Darstellerin, besucht und sind beide begeistert. Die Standing Ovation und der Ruf nach einer Zugabe deutet daraufhin, dass der Großteil der anderen Gäste den Auftritt ähnlich wie wir wahrgenommen haben. Als Zugabe gibt es ein Medley von Udo Jürgens.
Zwei Pärchen älteren Semesters betreten die Lounge. Da sie sich mit Vornamen ansprechen, ist es offensichtlich, dass sie sich kennen und mindestens den Abend gemeinsam verbringen. Der folgende Dialog entsteht:
Frau A: „Hier ist aber sehr kalt.“
Frau B: „Das war viel zu laut und von der Intonation her viel zu lang gezogen.“
Mann A: „Ich hole mal Jacken. Hier ist es zu kalt.“ (Mann A tritt ab.)
Mann B: „Der Udo Jürgens singt das anders.“
Frau B: „Und viel zu laut.“ Meine Tochter singt ja auch. Aber nicht so laut.“
Frau A: „Mir hat es gefallen“.
Frau B: „Ich spiele ja Klavier und das war viel zu langgezogen, also von der Intonation her.“
Mann B: „Der Udo Jürgens singt das anders. Mehr so als würde er ins Ohr flüstern.“
Frau B: „und viel zu laut.“
(Mann A tritt auf und gibt Frau A eine Jacke.)
Mann A: „Die Show war toll.“
Frau A: „Fand ich auch“
Frau B: „Viel zu laut und ich spiele ja Klavier und kann das beurteilen. Die Intonation war viel zu langgezogen.“
Mann B: „Der Udo Jürgens singt das anders.“
Ich denke: Der Udo Jürgens singt das gar nicht mehr!
Alle blicken mich erstaunt an. Habe ich das etwa gesagt und nicht nur gedacht?