Der letzte Hafen unserer Tour ist Stavanger. Hier haben wir uns im Vorfeld vorgenommen den Preikestolen (eine natürliche Felsplattform in 604 Meter Höhe) zu besteigen.
Ich werde die Wanderung allerdings nicht antreten. Ich bin seit zwei Tagen ganz ordentlich erkältet (kein Corona-alle Tests sind negativ). Fühle mich aber echt schlapp und traue mir den Aufstieg in der Verfassung nicht zu. Habe umgebucht und mache jetzt eine Bootstour und schaue mir den Preikestolen von unten an. Stefan macht (selbstredend) die Wanderung und guckt von oben.
Wir sind somit nicht gemeinsam unterwegs. Trotzdem halten wir uns gegenseitig auf dem Laufenden, wie die Aussicht bei dem anderen ist.
10:30 Uhr Jens-Sicht: Treffpunkt vor dem Schiff für den Bootsausflug zum Lysefjord. Die Menschenmenge, die sich hier versammelt hat, beweist: Die Nummer hier ist kein Geheim-Tipp.
10:30 Uhr Stefan-Sicht: Vom Parkplatz (dem Sammelplatz meines Ausfluges) sehe ich ihn in einen von zwei Bussen (für die Wanderung) einsteigen. Sind doch einige, die den Aufstieg wagen.
11:05 Uhr Jens-Sicht: An Board eines Katamarans beginnt die Fahrt durch den Lysefjord. Echt toll. Das Wetter und insbesondere die tief hängende Wolkendecke trübt ein bisschen die Stimmung.
11:05 Uhr Stefan-Sicht: Schlecht. Er sitzt noch im Bus und guckt auf den vorderen Sitz 😉
11:40 Uhr Jens-Sicht: Der Lysefjord ist ein echtes Highlight. So stellt man sich Norwegens Fjorde vor.
11:40 Uhr Stefan-Sicht: Der Aufstieg beginnt. Wir reden über 450 Uhr Höhenmeter auf einer Strecke von 5 Kilometern über unebenes Gelände.
12:02 Uhr Jens-Sicht: Freie Sicht auf „Fantahola“. Alten Geschichten zufolge segelte eine Gruppe Landstreicher auf der Flucht vor der Polizei (Sie hatten keine Steuern bezahlt) in die Felsenbucht hinein. Die Landstreicher sprangen hier an Land und kletterten die Bergwand hoch. Als die Polizei versuchte, ihnen zu folgen, wurden Sie mit Steinen beworfen, so dass sie zum Rückzug gezwungen wurden. Den Landstreichern gelang die Flucht, und die Steuern wurden nie bezahlt.
12:02 Uhr Stefan-Sicht: Rauf, rauf, rauf, immer weiter den Berg hinauf.
12:14 Uhr Jens-Sicht: Preikestolen im Wolkennebel. Von unten aus leider nur zu erahnen. Wie sieht es wohl oben aus?
12:14 Uhr Stefan-Sicht: Noch nicht oben-von daher unklar wie die Sicht da ist!
12:23 Uhr Jens-Sicht: Klare Aussicht auf den Wasserfall.
12:23 Uhr Stefan-Sicht: Wie ich im Nachgang erfahre, liefert sich Stefan zu diesem Zeitpunkt ein „Rennen“ mit einem anderen Gast, wer als erster oben ist. Stefan gewinnt am Ende (war mir klar!)
12:43 Uhr Jens-Sicht: Unser Katamaran macht an einer Fischfarm mit Restaurant fest. Kurze Pause an Land mit Waffeln.
12:43 Uhr Stefan-Sicht: Geschafft. Nach 1 Stunde und 15 Minuten ist Stefan oben angekommen. Ist vermutlich gerannt! Leider ist die Aussicht -wie schon befürchtet- von oben auch eher suboptimal.
14:02 Uhr Jens-Sicht: Nach der Rückkehr und dem beeindruckenden Lysefjord schaue ich mir jetzt noch Stavanger an. Auch wirklich cool.
14:02 Uhr Stefan-Sicht: Happy End auf dem Gipfel. Stefan ist natürlich auch noch bis zum Gipfel (noch ein ganzes Stück oberhalb des Fels Plateaus) gegangen. Und es hat sich gelohnt. Mittlerweile sind die Wolken abgezogen und belohnen Stefan mit einer malerischen Aussicht.
Am Ende des Tages haben wir somit beide einen tollen Tag verbracht. Um die Aussicht vom Preikestolen beneide ich Stefan ehrlicherweise. Aber man kann halt nicht alles haben. Und während sich Stefan jetzt an den Abstieg macht, gehe ich zu McDonalds!
Heute ist der letzte Seetag. Morgen kehren wir nach Kiel zurück und unsere Tour endet. Zeit für ein Fazit.
Die Häfen der Tour
Die norwegischen Häfen der Tour waren toll, können aber mit den isländischen nicht mithalten. Island ist einfach Mega! Von daher sind meine Highlight Stops auch eindeutig die drei Tage auf Island. Innerhalb dieser eine Auswahl zu treffen ist schwierig. Reykjavik bietet sicher die meisten Möglichkeiten, aber auch Isafjördur und insbesondere Akureyri haben mir sehr gut gefallen. Die kleinen Städtchen haben definitiv auch Ihren Reiz. Bei genauerem Studium der Straßenkarte von Island fällt auf, dass man (in einem größeren Projekt) auch einmal ganz um die Insel fahren könnte. Auch eine reizvolle Idee für die Zukunft.
Die norwegischen Häfen (isoliert betrachtet) sind nicht so wahnsinnig spannend. Hier ist das Highlight eher das Ein- und Auslaufen in den norwegischen Fjorden als die Häfen an sich. Von den Städten hat mir Stavanger am Besten gefallen. Die vielen engen Gassen durch die Innenstadt sind definitiv einen Besuch wert.
Routenänderung
Das Spitzbergen ausfällt ist ja schon seit deutlich vor Beginn der Tour bekannt. Es gab die Möglichkeit umzubuchen auf eine andere Tour. Wie man trotzdem heute noch (also am letzten Tag der Reise) darüber meckern kann, dass ja Spitzbergen ausgefallen ist (gerade live erlebt), erschließt sich mir nicht.
Die Absage von Kirkwall kam kurzfristig wegen schlechten Wetters, und somit aber aus nachvollziehbaren Gründen. Ich persönlich trauere Kirkwall nicht wirklich nach. Ich war schließlich dieses Jahr schon in Schottland.
AIDA und Corona
Corona hat Einfluss auf viele Dinge. So auch auf eine AIDA Kreuzfahrt. Kurz vor unserem Start sind eigentlich alle Beschränkungen aufgehoben worden. Also keine Maskenpflicht für Gäste mehr, keine tägliche Temperaturmessung mehr usw. Es gibt in den Restaurants den -von AIDA Fans heiß geliebten- Besteck Ständer wieder auf den Tischen. Also sehr viel Normalität. Das negative Testergebnis, welches beim Einchecken verlangt wird, ist im Grunde die letzte Besonderheit in Bezug auf Corona.
Trotzdem hat Corona Spuren hinterlassen. Workshops (wie zum Beispiel der bei Stefan und mir beliebte Cocktail Workshop) werden nicht angeboten. Die Mannschaft trägt weiterhin ganztägig Maske und obwohl alle wie früher sehr engagiert sind, spürt man, dass alles halt nicht so locker ist wie bei vergangen Touren. Mein Eindruck ist auch, dass viele von der Mannschaft eher neu dabei sind. Auch hier hat Corona vermutlich Spuren hinterlassen.
Auslastung des Schiffes
Der Ausfall von Spitzbergen und vermutlich auch nach-wie-vor Corona haben dazu geführt, dass das Schiff nur knapp halb voll ist. 1200 Gäste (von max. 2500) haben die Tour mit uns gemeinsam gemacht. Das ist Fluch und Segen zu gleich.
Das ist Schiff ist nicht voll. Das merkt man überall. Im Restaurant sind jederzeit Plätze frei. Genauso in den Bars oder der Lounge finden Stefan und ich eigentlich immer sofort einen Platz. Anstehen z.B. am Ausgang gibt es kaum. Das ist sehr angenehm.
Die geringe Auslastung führt aber auch dazu, dass die Angebotsvielfallt kleiner wird. Zumindest ist mein Eindruck, dass es z.B. weniger Shows gibt. Die Essenszeiten sind ein bisschen zusammengeschrumpft. In bestimmten Häfen wird kein Shuttlebus angeboten, usw. Alles nicht schlimm und ja auch nachvollziehbar.
Ein Vorteil (zumindest für Stefan und mich) ist, dass wir so mehr ins Gespräch mit einzelnen Crew-Mitarbeitern kommen, weil z.B. an der Rezeption nicht hundert andere Gäste hinter uns stehen und auch irgendwas (z.B. mitteilen, dass Ihre Dusche undicht ist) wollen.
So kommen wir auch immer mal ins Gespräch mit Sascha, dem jungen coolen Entertainment-Manager dieser Tour. Als wir dann zum ersten Sonnenuntergang dieser Tour (Merke: Wenn die Sonne nicht untergeht, kann man keinen Sonnenuntergang anschauen!) auf dem Oberdeck stehen, treffen wir Sascha wieder und machen ein gemeinsames Foto.
Wale
Stefan und ich sind uns einig. Wir haben noch nie so viele Wale vom Kreuzfahrtschiff aus gesehen. Viele kleine, aber auch einen Pottwal. Ein unerwartetes Highlight dieser Tour.
Insgesamt eine sehr schöne Tour, die zumindest an einigen Tagen mit noch besserem Wetter bzw. mehr Aussicht noch besser hätte werden können.