Mit „Teufels Treppenhaus“ (siehe Reisebericht von gestern) habe ich das Wandern eingestellt. Während Sascha und Christian sich aufmachen die letzte Etappe in Angriff zu nehmen- habe ich Zeit. Zeit sich das Städtchen Kinlochleven mal genauer anzusehen.

Das Motorrad Fest geht heute scheinbar weiter. Auch gestern sind uns -öfter als uns lieb war- Motorradfahrer entgegen gekommen, die die Berge hier rauf und runter fahren. Im Rahmen dieses Events bekomme ich eine Vorführung eines Dudelsack Orchesters (nennt man das bei einer Gruppe von Dudelsackspielern auch so?) geboten. Auch dafür habe ich heute Zeit.

Dann fahre ich mit dem Bus nach Fort William. Amelie hat schon am Abend der Kingshouse Etappe ganz aufgegeben und ist zurück nach Glasgow. Somit fahre ich allein. Trotzdem bin ich nicht der einzige Wanderer, der heute Bus fährt. Die vielen Rucksäcke mit Stöcken liefern den Beweis.

Corona gibt es hier übrigens nicht- könnte man meinen. Es gibt zwar einige Hinweistafeln mit Schutzmaßnahmen. Aber es hält sich niemand daran. Nirgendwo-auch nicht im Bus. Niemand trägt eine Maske. Niemand hält Abstand. Das hat mich am Anfang irritiert. Zugegebener Weise gewöhnt man sich aber schnell wieder an Menschen ohne Maske.

In Fort William angekommen, mache ich eine Sightseeingtour durch den Ort. Auch hier gibt es wirklich interessante Ecken zu entdecken.

Schottland an sich ist wirklich toll. Die Landschaft ist das Highlight. Klar. Aber auch die Menschen hier sorgen dafür, dass man sich hier wohl fühlt. Auch wenn man sie selten -wegen des schottischen Akzents- beim ersten Mal versteht.

Die Schotten sind sehr freundlich. Jeder schenkt uns ein Lächeln. Jeder, den man auf der Straße trifft, grüßt. Das ist wirklich auffällig. Das geht soweit, dass auch Motorradfahrer, die gerade todesmutig einen Berg auf einer Schotterpiste herunterfahren sich trotzdem noch die Zeit nehmen eine Hand zu heben um zu grüßen (ehrlich gesagt keine gute Idee während man einen Berg runterfährt).

Jetzt begnügt sich der Schotte allerdings beim grüßen nicht nur auf die Nennung der Tageszeit („Good Morning“) sondern fragt zusätzlich danach wie es einem den so geht. Das hat mich irritiert. Wenn die Frage ernst gemeint wäre, müsste ich ja auch antworten. Also z.B.: „Gut, dass sie fragen. Wissen Sie, ich bin hier zum wandern auf dem West Highland Way. Da taten mir die Füße echt weh und dann bin ich Taxi gefahren. Ach, und der Krieg in der Ukraine beschäftigt mich auch und macht mir Sorgen.“ Erscheint mir aber zu lang, wenn ich das jedem auf der Straße antworten würde. Alle anderen Schotten antworten kurz („Thank you. I am fine“ – also: „ Danke mir geht‘s gut). Das kann somit nur bedeuten, dass es allen Schotten gut geht, oder dass nicht alle ehrlich antworten. Ich schließe mich dieser Verfahrensweise an.

Bisher hatten wir Super-Wetter! Keinen Regen. Für Schottland überdurchschnittlich oft Sonne und keine zu kalten Temperaturen für Ende April. Bis jetzt. Mittlerweile regnet es hier in Fort William in Strömen. Echtes Schottlandwetter zum Schluss. Ich leide mit den beiden Aktiv Wanderern! Ich sitze jetzt in einem skurrilen Café und warte.