Bevor wir mit der Wanderung starten, fahren wir mit dem Zug von Edinburgh über Glasgow (wo wir umsteigen) nach Milngavie, dem offiziellen Startpunkt des West Highland Way.
Christian ist der Reiseleiter. Das steht außer Frage. Er ist mit großem Abstand am Besten von uns vorbereitet. Er hat gefühlt alle verfügbaren Wanderführer auswendig gelernt, hat sich verschiedene Videos zu dem Thema angeschaut, usw. Er weiß wirklich alles, was man nur wissen kann. Trotzdem bin ich überrascht als er uns während der Zugfahrt versucht geschichtliche Hintergründe (über William Wallace) näher zu bringen. Sascha und ich können gedanklich nicht so schnell folgen. Der Reiseleiter ist unzufrieden mit uns. O-Ton: „Na ja, man kann sich sein Publikum nicht aussuchen.“
Nachdem der Erwartungshorizont für geschichtliche Hintergründe an das niedrige Niveau der Teilnehmergruppe angepasst und ich mir dann im Spar-Markt in Milngavie eine neue Sonnenbrille gekauft habe, geht es los. Wir gehen den West Highland Way. 154 km in 7 Etappen. So ist der Plan.
Ein zumindest für mich wirklich großes Projekt. Ein auch zumindest für mich Angst auslösendes Projekt. Die Etappen sind deutlich länger als bei der Moseltour, wo ich auch nur auf der letzten Rille angekommen bin. (Siehe gesonderter Reisebericht). Desto näher die Tour kommt, desto mehr Zweifel tauchen in meinem Kopf auf. Schaffe ich das überhaupt? Versaue ich den anderen (insbesondere Christian, dessen großer Wunsch das hier ist) die Tour, wenn ich immer die Bremse bin? Ich habe lange mit mir gerungen und mehrfach war ich kurz davor abzusagen.
Trotzdem stehe ich jetzt hier am wenig beeindruckenden Obelisken in Milngavie, dem offiziellen Startpunkt des Weges. Immer noch mit großen Zweifeln. Aber auch mit Plan B. Dazu später mehr.
Die erste Etappe belohnt uns aber direkt von Beginn an mit tollen Wegen durch Wald- und Wiesenlandschaften, die mich an das Auenland (vergleiche Herr der Ringe-Die Gefährten) erinnern. Ein Hinweisschild auf „langsame Hobbits“ zeigt, dass ich scheinbar nicht der Einzige bin, der diesen Bezug hergestellt hat.
Der Weg und die Landschaft ist wirklich beeindruckend.
Die beginnenden schmerzenden Füße näheren trotzdem wieder meine Zweifel. Meine kläglichen Trainingsversuche im Vorfeld (einmal 11 km mit Christian und einmal 15 km allein) sind, wie zu erwarten war, nicht ausreichend. Die längste Einzeletappe hier wird 30 km am Tag betragen. Heute werden es laut Plan immerhin 19 km. Die Pause bei Kilometer 10 kommt für mich wie gerufen. Und ein bisschen bekomme ich meine Füße resetet. Dennoch ist es einfach lang. Am Ende werden es 22,78 km sein. Ein neuer „Jens-Rekord“. So lange bin ich noch nie am Stück gegangen. Und mein „Kadaver“ gibt mir in Form von Schmerzen Feedback.
Was das für morgen bedeutet, habe ich noch nicht entschieden. Vielleicht braucht es Plan B…
Jetzt geht es erstmal in den ältesten Pub Schottlands indem wir praktischerweise auch wohnen.
Dort trinken wir den Whisky der Destille Glengoyne, an der wir heute vorbei gekommen sind.
Ich bin stolz auf dich 👍. Pass schön auf dich auf und viel Spaß noch. Super Bericht 😅🤩👍
Sehr schön,
wie ich immer sage:
Montag rum = Woche rum.
Übertragen auf Eure Wanderung:
Erste Etappe gemeistert = kurz vor dem Ziel.
Also keine Gedanken an Plan B!!!
Whisky Challenge habt Ihr auch schon geschafft, der Rest klappt auch.
Danke für die schönen Fotos.
Gutes Wetter habt, weiter so.
Ich bin gespannt.
Ciao