Warnemünde. Als ich am Cruise Terminal aus dem Shuttlebus aussteige, kommen viele Erinnerungen hoch. Als ich beim letzten Mal hier auf ein Kreuzfahrt Schiff gegangen bin war das Ziel New York. Im Grunde die Route, welche die Titanic hätte nehmen sollen, wenn da kein Eisberg dazwischen gekommen wäre. Von allen Kreuzfahrten, die ich bisher gemacht habe (und das sind mittlerweile einige), ist die Trans-Tour von Warnemünde nach New York meine absolute Highlight-Tour. Die Erlebnisse dieser Tour sind unvergessen. Eisberge-auch wenn mit deutlich besseren Ausgang als bei der Titanic. Whiskey mit Gletschereis. Geysir auf Island, Grönland an sich. Kanada und das Einlaufen in New York bei dem wir an der Freiheitsstatur vorbei gefahren sind. Und noch hundert andere absolute Highlights.
2017 war die Fahrt mit dem Bus vom Parkplatz allerdings noch deutlich länger. Das liegt insbesondere daran, dass es ein anderer Parkplatz war. Ich hatte Olli und Pascal, die auch wieder dabei sind, also völlig grundlos im Vorfeld in Bezug auf die lange Transferfahrt vom Parkplatz zum Schiff wahnsinnig gemacht.
Nicht nur die Ziele und Erlebnisse haben die Tour nach New York zur unangefochten Nummer eins meiner bisherigen Urlaubserlebnisse gemacht. Auch die Mitreisenden haben es dazu gemacht. Deshalb freue ich mich sehr, dass Pascal und Olli wieder mit dabei sind. Und Stefan natürlich, mit dem ich mir wie schon 2017 die Kabine teile. Am Parkplatz treffe ich dann noch Katja und Rouven, die das „Dream-Team“ von 2017 dann komplett machen. Warum wir diesmal zu Acht sind? Weil Katja und Rouven beschlossen haben unsere Gruppe um Ihre beiden zuckersüßen Kinder zu erweitern. So schnell werden aus sechs dann acht.
Wir haben den Kontakt seit 2017 nie abreißen lassen. Trotzdem sind persönliche Treffen aufgrund der großen Entfernungen unserer sehr unterschiedlichen Wohnorte eher selten. Trotzdem ist die Stimmung sofort wieder super. Es fühlt sich so an, als hätten wir uns erst vor kurzem zuletzt gesehen.
Beim Betreten der Gangway fällt mir ein Banner von AIDA auf. „Willkommen zu Hause“ steht darauf. Das ist in Bezug auf unser Wiedersehen auch deshalb richtig, da wir auch 2017 mit der AIDAdiva unterwegs waren. Selbe Gruppe, selbes Schiff, neue Ziele. Diesmal geht es anstelle von New York nach Bornholm und Danzig.
Aber mit diesen Mitreisenden ist das Ziel eigentlich nicht so entscheidend. Die Vorraussetzungen für eine tolle Tour sind definitiv gegeben!
Wir gehen zu Fuß zum Yachthafen von Bornholm, unserem heutigen Stopp. Dort liegt heute die Yacht der dänischen Königsfamilie.
Die Menschenmenge, die sich vor der Yacht versammelt hat, deutet bereits darauf hin. Es ist nicht nur die Yacht, die es hier zu bewundern gibt. Der Kopf mit den grauen Haaren, den wir kurz erblicken, gehört vermutlich zu Königin Margarete. Die fünfjährige Elisabeth weist mich allerdings darauf hin, dass eine Königin ohne Krone gar keine richtige Königin ist. Wieder etwas gelernt.
Der blaue Himmel und die Sonne passen perfekt zu Eis. Die Suche nach einer Eisdiele gestaltet sich schwieriger als gedacht. Insgesamt sind relativ viele Geschäfte geschlossen. An einem Montag. Sehr seltsam. Rouven als ausgewiesener Geschichts- und Politikexperte findet die Lösung. Heute ist in Dänemark Feiertag. Wikipedia klärt uns auf:
Der Grundlovsdag (auf Deutsch Tag des Grundgesetzes) ist ein dänischer Feiertag am 5. Juni. Es wird die Einführung der dänischen Verfassung gedacht.
Nachdem wir doch noch eine geöffnete Eisdiele (sogar mit dänischen Softeis) gefunden haben, gehen wir durch das wirklich hübsche Städtchen Rønne zurück zum Schiff.
Die Kinder von Katja und Rouven haben nämlich ein Date im Kids Club von AIDA und sind deshalb durchaus zufrieden mit der Entscheidung zurück zum Schiff zu gehen.
Elisabeth und Jonathan sind echt toll. Als ich Sie beim einchecken wieder getroffen habe, haben Sie mich, nicht ohne Stolz, über Ihr Alter informiert. Als ich in diesem Zusammenhang nach dem Alter von Rouven (also Ihrem Vater) gefragt habe, war zumindest Rouven nicht so zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs.
Warum berichte ich über diese scheinbar belanglose Konversation von mir und vier bzw. fünfjährigen Kindern?
Rouven und Stefan waren gestern noch in der Schiffseigenen Disco. Wie Stefan berichtet ergab sich eine Konversation mit zwei weiblichen Mitreisenden. Zunächst über eine gewisse Entfernung nonverbal und dann auf geringe Distanz direkt. Eine der beiden Frauen hat dann das Gespräch mit einer Feststellung in Richtung Rouven begonnen: „Von Nahen siehst Du gar nicht mehr so jung aus.“ Mein Eindruck ist auch mit dem Verlauf dieser Konversation ist Rouven eher nicht zufrieden.
Zu fünft geht es heute nach Danzig. Die Kinder sind der Ersuchung der Betreuung im Kids Club erlegen und Pascal liegt mit Kopfschmerzen im Bett.
Da AIDA aber nicht direkt in Danzig festgemacht hat (was vermutlich möglich gewesen wäre), müssen wir noch ein ganzes Stück zum Bahnhof laufen um dann von dort mit dem Zug zu fahren.
Das klappt ganz gut. Einzige Herausforderung war die Bedienung des Fahrkartenautomats. Die zunächst befürchtete Sprachbarriere entpuppt sich als als schnell lösbar. Der Automat kann nämlich Deutsch. Die Herausforderung besteht eher in der Zieleingabe. Danzig schreibt sich auf Polnisch „Gdansk.“ Wenn man also bei der Zieleingabe mit „D“ beginnt kriegt man viele Ergebnisse, die nichts mit Danzig zu tun haben. Gepaart mit Zeitdruck („Der Zug kommt in drei Minuten“) hat die Situation kurz die entsprechende Aufmerksamkeit gefordert.
Nachdem das gelöst und der Zug durch einen kurzen Zwischensprint erreicht ist, beginnt ein sehr entspannter Tag im wunderschönen Danzig.
In der Nähe des Krantor, dem Wahrzeichen der Stadt Danzig, entschließen wir uns spontan für eine Fahrt mit der Black Pearl.
Es ist natürlich nicht wirklich die Black Pearl, dem Piratenschiff von Jack Sparrow aus Fluch der Karibik. Da es sich um ein polnisches Schiff handelt, hat es überraschender Weise einen polnischen Namen, den ich weder aussprechen noch schreiben kann. Und in meinem Kopf ist es sowieso die Black Pearl!
Nach einer überschaubar spannenden Fahrt durch den Industriehafen von Danzig, fahren wir dann zum Highlight der Tour, zur Westerplatte. Für die Unwissenden hier die entsprechenden Wikipedia-Infos:
Die Westerplatte bei Danzig ist eine größtenteils bewaldete, sandige, langgestreckte Halbinsel ohne nennenswerte Bodenerhebungen zwischen Ostsee und Hafenkanal. Bekannt wurde sie durch den Beschuss des polnischen Munitionslagers am 1. September 1939, der als Beginn des Zweiten Weltkrieges gilt.
Anschließend besuchen wir die weiteren Sehenswürdigkeiten wie die Marienkirche, die größte Kirche Polens. Sehr beeindruckend.
Danach machen wir eine Pause in einem schnuckeligen Café direkt an der Kirche. Das Tiramisu, das Katja bestellt hat, sieht auch super aus. Also zumindest solange es noch im Glas ist. Der sehr junge Kellner schafft es aber leider nicht, dass das so bleibt. Beim Transport des Glases von Tablett zu Tisch fliegen die Erdbeeren tief und landen inklusive Schokoladenanteil auf der Hose von Katja. War Ihr Gesichtsausdruck beim Anblick der Köstlichkeit noch voller Vorfreude, deutet Ihr Gesichtsausdruck bei Anblick -des unübersehbaren braunen Flecks auf Ihrer Hose- jetzt auf ein anderes Gefühl hin.
Die Erdbeer-Attacke ist schnell vergessen und wir genießen den Nachmittag im wirklich sehenswerten Danzig.
Diese Tour ist ja ein Revival. Wir haben ja in dieser Kombination zusammen die Tour nach New York gemacht. Dabei gab es einige Seetage, die wir oft für gemeinsame Gesellschaftsspielrunden genutzt haben. Besonders ist mir die Phase 10 Runde, die fast zu einem Ehestreit von Katja und Rouven geführt hätte, in Erinnerung. Um dieser gemeinsam erlebten Erinnerung (auch wenn Sie aus unterschiedlichen Perspektiven zu unterschiedlichen Erinnerungen wurden) neue Strahlkraft zu verleihen spielen wir am heutigen Seetag wieder Phase 10. Also nachdem wir den Unterschied zwischen Phase 10 und Phase 10 Master ausführlich ausdiskutiert haben. Trotz dieser anfänglichen unterschiedlichen Standpunkte verläuft das Spiel diesmal sehr harmonisch.
Insgesamt kann man nach drei gemeinsamen Tagen feststellen, dass diese Gruppe ausgezeichnet harmoniert. Wir haben viel Spaß zusammen und genießen den gemeinsamen Urlaub.
Ein Revival Highlight war auch der Champagner. Ich mag grundsätzlich keinen Champagner. Und ich kann Ihn auch eher nicht wertschätzen, da ich echt wenig diesbezügliche Ahnung habe. Aber als Stefan damals (beim Einlaufen in New York um 06:00 Uhr morgens als wir an der Freiheitsstatur vorbei gefahren sind) uns mit einer Flasche des teuersten Champagners, den es auf dem Schiff gab, überrascht hat, war das ein absolutes Urlaubshighlight. Um diesen Moment zu würdigen, haben Stefan und ich auch bei dieser Tour eine Flasche Champagner besorgt. Die Überraschung bei den anderen klappt. Wir schwelgen in Erinnerungen an diesen epischen Moment. Vor dem Frühstück den Zahnpasta Geschmack mit sehr teurem Champagner runter zu spülen und gleichzeitig an der Freiheitsstatur vor bei zu fahren, erlebt man halt auch nicht jeden Tag.
Eine Kurzreise hat einen entscheidenden Nachteil. Wie der Name schon sagt, ist die Reise kurz. Morgen geht unsere Zeit zu acht schon wieder zu Ende. Für Stefan und mich geht es in Sachen „Wandern“ zwar noch weiter, aber in Bezug auf die Gesamtgruppe steht der Abschied an.
Wir nutzen die Zeit, in der die Kids noch die Vorzüge des Kids Clubs (laut Elisabeth ist hier insbesondere der eigene Pool mit dazugehöriger Rutsche zu nennen) genießen, um zu sechst in Ruhe einen Cocktail zu trinken. Meine Oma hat im Vorfeld darauf bestanden eine Runde auszugeben. Also trinken wir auf Ihr Wohl. Auch an dieser Stelle noch mal herzlichen Dank.