Von Cloghane bis Tralee (25,3 km – 37 km) oder: „Alles Schnulli“

Von Cloghane bis Tralee (25,3 km – 37 km) oder: „Alles Schnulli“

Heute steht der letzte Tag auf dem Dingle-Way an.

Je nachdem bis wo man laufen will (bis zum Ende der offiziellen Etappe nach Castlegregory, bis nach Camp -unser Startpunkt- oder bis nach Tralee -Stefans Startpunkt-) sind es bis zu 50 km, die heute zu bewältigen sind.

Am Ende müssen alle in Tralee ankommen, da hier unser heutiges Hotel (The Ashe) ist. Zumindest teilweise müssen wir alle somit heute Taxi oder Bus fahren. Außer Stefan, der hätte die gesamte Strecke natürlich grundsätzlich im Tank. Er entscheidet sich aber aus gruppendynamischen und versorgungstechnischen Gründen (Man stelle sich vor er verpasst eine Mahlzeit) dagegen.

Meine Überlegungen gehen in eine andere Richtung. Wenn wir sowieso Taxi fahren, warum dann nur teilweise? Da die letzte Etappe mit hunderten von Höhenmetern in Bezug auf meinen Zustand gut mit dem Titel „Das Tal der Schmerzen“ beschrieben werden könnte, entscheide ich mich für die 37 km über die Straße mit dem Taxi.

Der Weg (der meistens parallel zur Straße verläuft) fliegt somit heute am Beifahrerfenster nur so an mir vorbei. Die anderen haben mir aber Bilder zur Verfügung gestellt, die nicht durch die Autofahrt verwackelt sind.

Beim Stadtrundgang durch das ganz schnuckelige Tralee klappt es besser mit dem Fotografieren.

Nach dem Stadtbummel setze ich mich in ein Café und genieße die Kunst einer richtig guten irischen Straßenmusikerin.

Durch die gewonnene Zeit obliegt es jetzt mir das Gesamtfazit der Tour zu schreiben.

Gestern Abend war im Pub kein Tisch mehr für uns frei. Somit haben wir eine an beste Jugendherbergszeiten erinnernde Zimmerparty gefeiert. Dabei haben wir uns einen kleinen Unterkunftscheck vorgenommen. Los geht‘s!

Hotel Blooms in Dublin (2x Doppelzimmer)

Normale Hotelzimmer, Lage sehr zentral, Frühstück noch ok, kostenloser Gutschein für die hoteleigene Bar, Rezeption 24 h besetzt

3 von 5 Sterne

Camp Junction B&B in Camp (2x Doppelzimmer)

Tolle Zimmer, sehr schöner Ausblick, cooler Vermieter inklusive nettem Hund, der auf Kommando die Zähne fletscht. Gutes Frühstück.

5 von 5 Sterne

House Ardinane in Annascaul (2x Doppelzimmer)

Zimmer und insbesondere Badezimmer sind eher klein, super netter Vermieter, eigenes Wohnzimmer für Gäste, welches wir zum Champions League gucken genutzt haben. Frühstück top.

5 von 5 Sterne

Dingle Harbour Lodge in Dingle (4-Bett Zimmer)

Großes Zimmer, Betten teilweise durchgelegen, sehr nette und super hilfsbereite Mitarbeitende, Frühstück ok

4 von 5 Sterne

An Portan in Dunquin (2x 2 Betten Bungalow)

Eigener Bungalow toll, Einrichtung schon älter. Türen verzogen, Frühstück gut.

4 von 5 Sterne

Coil an Róis in Feohanagh (2x Doppelzimmer)

Sehr abgelegen (kein Pub in der Nähe) Super netter Gastgeber inklusive Fahrservice zum Pub. Frühstück sehr gut.

5 von 5 Sterne

O‘Connors Guesthouse in Cloghane (1x 3-Bett Zimmer und 1x Einzelzimmer)

Zimmer sind in schlechtem Zustand (Abfluss, Lampen und Lüfter sind defekt) Frühstück muss gesondert bestellt und bezahlt werden.

2 von 5 Sterne

Hotel The Ashe in Tralee (2x Doppelzimmer)

Sehr zentrale Lage, edles Ambiente, normale Zimmergrösse und Einrichtung

4,5 von 5 Sterne

Kommen wir zum Fazit der Tour. Dieses trägt Stefan zu Ehren den Titel: „Alles Schnulli“

Sascha, Christian und ich waren ja schon mehrfach zusammen wandern und kennen die Eigenheiten der jeweils anderen.

Stefan hat sich mühelos in die Gruppe eingefügt und hat die Gruppe mit seiner unendlichen Kondition und der Bereitschaft unzählige Zusatzwege zu gehen um die Gesamtkilometer der Gruppe hoch zu halten, bereichert. Auch war er jederzeit bereit alles irgendwie Essbare (auch von allen Anderen) aufzuessen um für gutes Wetter zu sorgen, oder wie Sascha es beschreibt: „Hin und Zurück. Die Geschichte vierer Wanderer. Ein Hobbit war – essenstechnisch – auch dabei.“

Stefan‘s teils sehr kontroverse Einstellung z.B. zu Wanderausrüstung hat den Horizont der restlichen Gruppenmitglieder erweitert.

So hat seine Definition von Dingen, die man für eine Woche Wandern in Irland braucht (Rasierer ja, Wanderstöcke nein) zu Verwunderung bei uns anderen geführt.

Stefan hat auch keine Regenhose oder gar Gamaschen dabei. Darauf angesprochen antwortet er stets: „Alles Schnulli“

So geht eine Woche mit interessanten Begegnungen mit Einheimischen, wunderschöner irischer Landschaft, wechselhaften (also für Irland gutem) Wetter und wirklich tollen Wandergefährten zu Ende.

Von den drei Steinböcken und der Schildkröte (Stubaital zum 3ten)

Von den drei Steinböcken und der Schildkröte (Stubaital zum 3ten)

Wir sind zum wandern im Stubaital. Wie letztes Jahr und dem Jahr davor. Warum wir immer ins Stubaital fahren und dafür die wirklich lange Anfahrt in Kauf nehmen? Weil es hier einfach so schön ist. Obwohl wir jetzt zum dritten Mal in Folge hier hin fahren, ist nicht alles wie immer. Mirco als allwissender Wanderführer, der jede Tour hier schon mehrfach gemacht hat und Gisi der unermüdliche und dabei stets entspannte Wanderkollege sind natürlich wieder dabei. Aber wir sind diesmal zu viert. Allerdings darf der Name unseres Neuzugangs nicht genannt werden. Nein, es ist nicht Voldemort! Der Name bleibt also geheim. Auch ansonsten darf ich nicht viel über ihn schreiben. Vielleicht nur so viel: Die Sicherheitslage dieser Wandergruppe ist durch unseren Neuzugang deutlich sicherer geworden! Da ich aber nicht immer von „Neuzugang“ sprechen will, nenne ich ihn einfach „Helmut.“ Helmut ist echt nett und passt gruppendynamisch super in unsere Truppe. Einen Nachteil hat seine Anwesenheit aber. Habe ich bei den bisherigen Wanderungen immer einen sicheren dritten Platz (von drei Teilnehmern) erreicht, ist der Bronzerang jetzt definitiv weg. Peter alias Helmut ist nämlich deutlich fitter als ich. Was zugegebener Weise nicht besonders schwierig ist. Das ist aber kein Problem für mich und Frank alias Peter.

Na schon verwirrt? Ich verspreche das wird noch schlimmer.

Wir starten die erste Wanderung zur Starkenburger Hütte. Die Tour haben wir zu dritt auch schon letztes Jahr gemacht. Damals mussten wir uns allerdings auf die Aussage von Mirco verlassen, dass es dort eine tolle Aussicht gibt. Durch massiven Nebel haben wir nämlich letztes Jahr als Michael alias Frank noch nicht dabei war mal überhaupt nichts gesehen. Das ist dieses Jahr besser.

Konditionell sind wir mal wieder mit echt unterschiedlichen Voraussetzungen unterwegs. Während Mirco, Gisi und Kevin alias Michael echt fit sind und mit einer Anmut , die mich an Steinböcke erinnert, quasi die Steigungen hinauf fliegen, erinnern meine Aufstiegsbemühungen eher eine Galápagos-Riesen Schildkröte. Ich bin langsam und muss immer mal wieder eine Pause zum Atmen einlegen.

Jetzt sind nicht alle Wege zwingend geeignet für Schildkröten. Das ist mittlerweile auch Mirco klar. Deshalb nehmen die drei Steinböcke den einen oder anderen Zusatzweg, während ich extrem langsam den klassischen Weg nehme.

Am Ende werden es 17,5 Kilometer und 500 Höhenmeter in der Schildktötenwertung sein. Die Steinböcke haben vermutlich mehr.

Lothar alias Kevin bietet zwischenzeitlich sogar an, sich auf mein Tempo runter zu bremsen, damit ich nicht alleine gehen muss. Ich lehne dankend ab und wir treffen uns ja auch immer wieder, da Steinböcke nunmal schneller sind, als Schildkröten.

Rückkehr nach Mordor

Rückkehr nach Mordor

Heute ist es soweit. Ich kehre nach Mordor zurück. Alle, die sich jetzt fragen warum Mordor in Österreich liegt, empfehle ich den Blogeintrag „Warum Mordor in Österreich liegt“ in der Kategorie „Wandern im Stubaital 2021.

Ich bin ein bisschen nervös als ich aus dem Auto steige. Die ungewöhnliche Stille der anderen deute ich so, dass auch sie von einer gewissen Anspannung erfasst sind. Der, dessen Namen nicht genannt werden darf, ist der Einzige, der nicht weiß was ihn erwartet. Auch die Mantra mäßige Wiederholung der Floskel „Wir wollen nicht zu viel verraten,“ scheint ihn nicht zu beunruhigen.

Dann geht es los. Wir gehen ein Stück am Fluss entlang. Die Spuren, des letzten Unwetters, die den Fluss deutlich über die Ufer haben treten lassen, sind unübersehbar. Vom Fluss aus geht es in den dichten Wald.

Sofort tauche ich wieder in die Bilder von Herr der Ringe ein. Frodo und die Gefährten verlassen die Kanus am Fluss und machen am Rand eines dichten Waldes eine Rast. Der Wald, in dem Boromir als einer der Gefährten einen qualvollen Tod sterben wird. Aber der Reihe nach.

Führt der Weg am Anfang noch über Treppen und Stiegen immer tiefer in den Wald, besteht das was sie in Österreich „Weg“ nennen, bald nur noch aus Wurzeln und Felsbrocken.

Gleichzeitig geht es steil bergauf. Die Steinbock Fraktion fliegt die Felsen hinauf. Da ich nach wie vor immer mal „IMA-Pausen,“ also „Ich muss Atmen“ Pausen, machen muss, bin ich relativ schnell allein. Allein in Mordor.

Die Parallelen zum Film sind unheimlich. Auch Boromir wurde von der Gruppe getrennt.

Die Wegebeschaffenheit wird immer anspruchsvoller. Jeder Schritt will gut geplant und mit höchster Aufmerksamkeit umgesetzt werden. Die Gefahr hier besteht somit nicht nur durch einen Ork Angriff, sondern auch durch schlichtes Abstürzen. Da ich fest entschlossen bin, den Orks meinen Kadaver nicht kampflos zu überlassen, versuche ich letzteres tunlichst zu vermeiden.

Dann ist plötzlich der krasse Teil des Aufstiegs geschafft. Es geht nur noch ertragbar bergauf und auch der Weg hat ein Einsehen. Ich treffe die Gefährten wieder, die sich wohl schon Sorgen um mich gemacht haben. Nachvollziehbar. Immerhin sind wir hier in Mordor.

Dann bringen wir noch einen kurzen Kletterpart über Eisenstiegen hinter uns. Dieser wird erforderlich, da vermutlich auch das letzte Unwetter die Brücke unpassierbar gemacht hat.

Und dann erreichen wir Bruchtal. Also zumindest erinnert mich die wunderschöne Hochebene stark an Herr der Ringe und das Reich der Elben. Hier ist es so schön, dass man die Strapazen des Aufstieges schnell vergisst. Ein malerischer Wasserfall rundet das Gesamtbild ab. Hier kann man es definitiv aushalten.

Wie bei Herr der Ringe endet hier aber die Reise nicht. Es geht weiter bergauf bis zum Gipfel des Schicksalberges.

Wie bei Herr der Ringe ist diese Aufgabe ja aber nur einzelnen übertragen. In Bezug auf unsere Wandergruppe sind das Mirco, Gisi und der Dritte. Ich bleibe bei den Elben, also sozusagen in Elrond‘s Haus.

Ob die drei Gefährten am Gipfel tatsächlich irgendeinen Ring in irgendeine Schlucht werfen, bleibt ungeklärt.

Auf dem Rückweg, also dem Abstieg, passt das Bild von Herr der Ringe dann plötzlich nicht mehr. Ein Rettungshubschrauber taucht auf.

Er fliegt so dicht an den Abhang, an dem ich gerade versuche nicht herunterzufallen, dass mir der aufgewirbelte Dreck in die Augen fliegt. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Ich fliehe wieder ein Stück bergauf.

Zugegebener Weise habe ich mir bei einer anstrengenden Wanderung schon mal vorgestellt, dass mich ein Hubschrauber rettet. Nachdem ich heute aber hautnah miterlebt habe, wie das Rettungsteam abgeseilt wird um einem älteren Mann, dem es wirklich nicht gut ging, zu retten, nehme ich Abstand von dieser Idee. Das war echt nicht lustig.

Ist „Herr der Ringe“ aber auch oft nicht. Trotzdem gibt es am Ende ein Happy End. Das wünsche ich dem älteren Herrn auch. Am Ende hat es also doch irgendwie etwas mit „Herr der Ringe“ und Mordor zu tun.

100 Kilometer Mammutmarsch und warum ich mir das antue!

100 Kilometer Mammutmarsch und warum ich mir das antue!

100 Kilometer sind zu absolvieren. 24 Stunden Zeit hat man dafür.

Rückblick zu gestern: Wir waren mit Ute und Stefan essen (und trinken). Ich habe Ute und Stefan beim ersten Wanderurlaub im Stubaital kennengelernt, denn damals waren sie unsere Vermieter. Seit dem ist es im Grunde eine Tradition geworden, dass wir uns an einem Abend während des Wanderurlaubs treffen und einen netten Abend zusammen verbringen. Sozusagen sind aus Vermietern Freunde geworden.

Ute und Stefan verfolgen unsere Touren immer interessiert und haben die unterschiedlichen konditionellen Voraussetzungen also auch bemerkt. In diesem Zusammenhang fragt mich Stefan, warum ich mir das überhaupt noch antue. Die Frage bleibt im Raum stehen und wird mich bei der heutigen echt langen Tour noch öfter beschäftigen.

Die Tour startet mit einem extremen Aufstieg. Sicherlich der heftigste Aufstieg der bisherigen Tour. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder man geht in Serpentinen steil bergauf und dafür einen längeren Weg, oder man geht den direkten Weg, der dann aber noch steiler ist. Zunächst wähle ich die Serpentinen. Da ich aber immer mal wieder „Ich muss Atmen (IMA) Pausen machen muss, komme ich kaum voran. Bei der heute zu absolvierenden Strecke keine gute Option. Also ändere ich meine Taktik und nehme den direkten aber dafür echt krassen noch steileren Weg. Hier brauche ich allerdings nach sehr kurzer Zeit keine „Ich muss Atmen-Pause“ sondern eine „Wo ist das Sauerstoffzelt-Pause.“ Deshalb kehre ich zu der Serpentinen zurück und komme nach einer gefühlten Ewigkeit oben auf der Hütte an.

Die Aussicht hier ist atemberaubend. Weil wir uns heute ja aber viel vorgenommen haben, bleibt wenig Zeit, diese zu genießen.

Dann geht es über anspruchsvolle Wege über Stock und Stein und immer mal wieder durch einen Bach immer ein bisschen bergab. Links begleitet uns für sehr lange Zeit ein herrlicher Weitblick. Landschaftlich ist das hier schon echt traumhaft.

Warum tust Du Dir das überhaupt noch an?

Das war die Frage gestern. Die erste Antwort ist: Wegen dieser traumhaften Landschaft.

Da wir aber noch lange nicht im Ziel sind, muss ich weiter. Immer weiter. Bei so einer krassen Herausforderung wie heute, muss man aber auch Schwein haben.

Und das habe ich. Mindestens in Bezug auf die Gefährten.

Obwohl ich oft die Bremse bin, nimmt mir das niemand krum. Im Gegenteil, Mirco, Gisi und der dessen Name nicht genannt werden darf, helfen mir wo sie können. Nicht nur deshalb haben wir viel Spaß zusammen.

Warum tust Du Dir das überhaupt noch an?

Definitiv auch wegen der Gemeinschaft!

Unser heutiges Projekt ist allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Der Weg wird jetzt breiter und einfacher und geht immer noch ein bisschen bergab. Wir nutzen diese besseren Bedingungen um das Tempo zu erhöhen, was auch dringend nötig ist, wenn wir im definierten Zeitrahmen ankommen wollen.

Mein Kadaver schmerzt an verschiedenen Stellen. Berg rauf findet meine Lunge echt nicht gut. Berg runter finden meine Knie nicht gut. Und so könnte ich jetzt noch ein bisschen weiter machen. Ich habe mir aber vorgenommen nicht zu jammern!

So gehen wir immer weiter, bis wir die ersten Häuser entdecken. Das Tal und die Zivilisation kommen näher.

Erschöpft aber glücklich kommen wir nach 17 Kilometern am Ziel an.

Das sind 83 Kilometer weniger als (Kreuzfahrt-)Stefan heute beim Mammut Marsch in 20 Stunden am Stück gelaufen ist. An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch an Stefan für diese unfassbare Leistung! 100 Kilometer sind übrigens mehr als wir hier im Stubaital an drei Tagen gelaufen sind.

Ich bin trotzdem glücklich mit unserer Tour und auch zufrieden mit mir. Das mein Fitnesszustand durchaus Luft nach oben hat, ist mir bekannt. Aber auch so bin ich wieder angekommen.

Wieso tust Du Dir das überhaupt noch an?

Die Antwort ist: Für mich selber!

Damit endet die Reise und die Reiseberichte. Bis zum nächsten Urlaub…

Projekt Malerweg gestartet und warum Stefan in Teufels Küche kommt.

Projekt Malerweg gestartet und warum Stefan in Teufels Küche kommt.

Kurzer Nachtrag zu gestern: Nachdem Stefan und ich gestern aus dem Schlosspark Theater (und immer noch überwältigt davon Dieter Hallervorden im Stück „Love Letters“ live gesehen zu haben) zurück im Hotel angekommen sind, treffen wir Janine und Jens wieder. Schon wieder zufällig. Janine und ich haben uns auf der Azorenkreuzfahrt kennengelernt. Dann völlig unabgesprochen haben Stefan und ich sie und Ihren Freund Jens auf der Kap Verden Kreuzfahrt wieder getroffen. Und jetzt schon wieder im Hotel in Berlin. Ich überlege kurz, ob sie uns stalken… 😜

Nachdem wir am nächsten Morgen nach Pirna gefahren sind, beginnt der Wanderteil des Urlaubs. Wir beginnen das Projekt „Malerweg.“ Dieser Wanderweg hat seinen Namen aufgrund von verschiedenen Malern, die in der sächsischen Schweiz Ihre Spuren hinterlassen haben. Zu Beginn des Weges gehen wir immer am Rande eines kleinen Flusses, der Wesenitz. Stromschnellen und ein kleiner Wasserfall gepaart mit gigantischen Felsen bieten ein echtes erstes landschaftliches Highlight.

Ich vermute der Beginn der ersten Etappe ist bewusst so gewählt worden, um die unentschlossenen Wanderer „heiß“ auf den weiteren Weg zu machen. Stefan ist derart heiß, dass er den offiziellen Startpunkt verpasst. Was ihn ärgert. Das wiederum führt dazu, dass er ungefähr bis zur Hälfte des Weges mir andauernd mitteilt, wie schade es ist, dass er den offiziellen Startpunkt verpasst hat.

Der Weg bietet uns auf der ersten Etappe sehr unterschiedliche Landschaften. Wir gehen durch kleine Städtchen, über Felder, um dann durch einen dichten Wald in eine Klamm ähnliche Schlucht hinabzusteigen.

Auch aufgrund der -in der direkten Sonneneinstrahlung- fast nicht zu ertragenen Hitze, gefällt uns die Schlucht und der gleichzeitig damit vorhandene Schatten am Besten.

Dann kommt uns ein Mann mit leerem Kinderwagen entgegen. Das vermutlich dazugehörige Kind kommt uns hinter der nächsten Biegung entgegen. Das ungefähr drei jährige Mädchen zeigt auf mich und ruft: „Kaputt.“ Als ich gerade widersprechen will, da ich mich konditionell noch ganz frisch fühle, erkenne ich was sie meint. Ihr Stock war zerbrochen. Da wir bei diesem Problem leider nicht helfen konnten, gehen wir weiter.

Kurz darauf kommen wir mitten im Wald zur sogenannten Waldidylle. Pascal wäre beim dem Anblick sicherlich der eine oder Horrorfilm eingefallen, der hier spielen könnte. Mich irritiert eher, dass ich beim Anblick der Inhaberin kurz dachte es wäre Janine, was sich aber schnell als Irrtum rausstellt.

Zum Abschluss der heutigen Etappe kommt dann noch ein Highlight: Die Teufels Küche. Ein kleiner Pfad durch die vielen riesigen Felsformationen ist von den Einheimischen so genannt worden. Stefan lässt es sich natürlich nicht nehmen der „Küche“ einen Besuch abzustatten.

Malerweg Etappe 2 oder warum 80 so viel mehr als 27 ist.

Malerweg Etappe 2 oder warum 80 so viel mehr als 27 ist.

Nach einem tollen Frühstück mit frischen Erdbeeren (in der Pension Ruth in der Stadt Wehlen) machen wir uns auf den Weg. Die heutige Etappe ist zwar nicht länger, bietet dafür aber deutlich mehr Höhenmeter an. Manche von uns freuen sich darüber.

Ich wandere ja zum ersten Mal mit Stefan. Wir kennen uns gut und haben schon verschiedene Kreuzfahrten zusammen verbracht. Dabei hatten wir immer viel Spaß, da wir oft ähnliche Interessen und Vorraussetzungen haben. Das gemeinsame Interesse ein Stück auf dem Malerweg zu gehen verbindet uns. Gleiche Interessen sind somit auch diesmal vorhanden. Bei den Vorraussetzungen sieht es aber mal ganz anderes aus.

Meine Wandererfahrungen -als selbst definierter ewiger Wander-Azubi- beschränken sich auf einige wenige mehrtägige Wandertouren. Die längste an einem Tag gelaufene Strecke war bei mir 27 km lang. Der Blogeintrag zu der Etappe hatte nicht ohne Grund den Titel „Hola die Waldfee, ist das weit.“ Das ich an dem Tag auf der letzten Rille angekommen bin, versteht sich von selbst.

Stefan als dauertrainierter Ultra Wanderer und in seinem Wanderverein im Harz für die langen und sehr schnellen Touren als Guide zuständig, gibt als Rekord 80 km an einem Tag an. Nein, Ihr habt Euch nicht verlesen! Achtzig Kilometer an einem Tag-zu Fuß. Also ohne Auto.

In Bezug auf die Vorraussetzungen sind wir also ein ganz klein bisschen unterschiedlich unterwegs.

Der steile Aufstieg zur Bastei bestätigt sehr schnell diese Erkenntnis. Während ich nach dem Aufstieg, der die Dampflokomotiven Atmung erforderlich gemacht hat, eine Pause brauche und dabei relativ früh am Tag einen Großteil meiner Wasserreserven verbrauche, war der Aufstieg für Stefan eher eine Aufwärmübung.

Obwohl wir im Rahmen des Roadtrips durch Deutschlands Osten schon mal an der Bastei Brücke waren, lohnt sich der Besuch auch heute. Der Anblick bleibt einfach fantastisch.

Dann führt uns der Weg wieder durch unterschiedliche Landschaften. Rein in Bezug auf die Landschaft wage ich bereits heute (also am 2.Tag) zu sagen, dass der Malerweg durch die sächsische Schweiz ein echtes Highlight ist.

Viele Höhenmeter rauf bedeutet in der Regel, dass es irgendwann auch wieder runter gehen muss. Tut es aber lange nicht. Erst als wir das heutige Etappenziel die Pension Polenztal schon vom Aussichtspunkt aus sehen können, erklärt sich das Höhenprofil.

Die bisher zurück gelegten Höhenmeter geht es jetzt komplett am Stück wieder runter. Mein Knie mag Treppen bergab nicht wirklich. Hier sind es jetzt viele schmale Eisentreppen.

Mein Vertrauen in die Konstruktion wird durch die knarzenden und quietschenden Geräusche beim Betreten auf die Probe gestellt. Das manche Treppen eher lose sind und unter meinem Gewicht bedenklich wackeln macht es nicht besser.

Am Boden angekommen beziehen wir ein sehr schönes 3-Bett Zimmer mit malerischem Blick auf einen kleinen Bach, der direkt unter unserem Fenster vorbei fließt.

Während ich mich ausruhe, nutzt Stefan seine großen Kraftreserven und badet im Bach.

80 ist halt ganz schön viel mehr als 27!