So groß und toll eingerichtet die Kabine auch ist, sie hat einen -wie ich finde- entscheidenden Nachteil. Die Klimaanlage bläst mich mit kalter Luft an, auch wenn ich im Bett liege.

Aber da ja in jedem ein kleiner MacGyver steckt, habe ich kurzfristig eine Lösung gefunden.

Gestern Abend kündigte der norwegische Kapitän an, dass wir Windstärke 10 und 7 Meter hohe Wellen für die Nacht erwarten. Allerdings spricht er nur bedingt deutsch, so dass ich nicht ganz sicher bin, ob ich alles richtig verstanden habe. Die Nacht ist dann auch entspannter als angekündigt. Das Schiff wackelt ein bisschen, aber ich habe da ja schon ganz andere Sachen erlebt, so dass mich das hier nicht aus der Ruhe bringt.

Nachdem Aufstehen geht es zur täglichen kontaktlosen Temperaturmessung. Das ist Teil des Coronaschutzkonzepts von MeinSchiff und ist für alle Passagiere jeden Tag verpflichtend. Zusätzlich muss man in allen öffentlichen Bereichen (in geschlossenen Räumen) eine Maske tragen. Das war es dann aber mit Einschränkungen auf dem Schiff. Da kann ich gut mit leben.

Auf dem Weg zum Frühstück laufe ich fast den RTL Schauspielern in die Arme. Auf der Tour finden nämlich gerade Dreharbeiten für die RTL-Serie „Der Schiffsarzt“ statt. Sehr spannend zu beobachten, wie man „Fernsehen“ macht. Die Schauspieler kenne ich nicht. Schade, dass Pascal bei dieser Tour nicht dabei ist. Als wandelndes Film-Lexikon wäre er hier bestimmt eher im Thema. Grundsätzlich könnte man auch als Komparse bei der Produktion mitmachen. Allerdings hätte man sich bis gestern Abend anmelden müssen-wie ich heute erfahre. Schade. So komme ich also doch nicht „in Fernsehen“.

Den restlichen Tag verbringe ich dann damit für Verwirrung zu sorgen. Mein eigentlicher Plan für São Miguel war, mit einem Leihwagen die Insel auf eigene Faust zu erkunden. Naiv hatte ich angenommen, dass man im Hafen einfach zu einem Leihwagenanbieter geht und losfährt. So einfach ist das aber laut des Typen von MeinSchiff auf den Azoren schon mal nicht, da Tourismus hier erst im Aufbau ist. Durch die Pandemie sind auch schon lange keine Touris mehr gekommen, was jetzt auch nicht zu mehr Anbietern geführt hat. Hätte man drauf kommen können.

So schnell gebe ich aber nicht auf und nutze das furchtbar langsame Boardinternet dafür meinen guten Draht zu Sandra vom ADAC zu bitten mir zu helfen, um ggf. hierüber einen Leihwagen zu bekommen. Ich habe schon viele Sachen über die ADAC Reisebüros gebucht und habe da nur gute Erfahrungen gemacht. Sandra verspricht sich zu kümmern.

Kurz danach gucke ich -wie vom Teufel gesteuert- noch mal nach Ausflügen über MeinSchiff. Habe ich im Vorfeld natürlich schon gemacht – und mich ja eigentlich dagegen entschieden, da sie mir bis auf einen speziellen Ausflug (Offroad durch die Natur mit einen BigTruck) alle nicht zusagten. Genau bei dem Ausflug ist jetzt genau ein Platz wieder freigeworden.

Und jetzt? Die Theorie von Murphy‘s Gesetz bewahrheitet sich prompt und das Boardinternet funktioniert jetzt gar nicht mehr.

Was wird also aus „Ich buche keinen Touri-Scheiß-Ausflug, sondern nehme mir einen Leihwagen und erkunde die Insel auf eigene Faust?“ Richtig! Zwei Touri-Scheiß-Ausflüge! Die bemerkenswert hübsche Mitarbeiterin von MeinSchiff, die den BigTruck Ausflug für mich bucht, eröffnet mir nämlich, dass man am Nachmittag auch noch einen zweiten Ausflug buchen könnte und lächelt mich dabei an. Was soll ich sagen? In der Situation hörte sich der zweite Ausflug auf einmal sehr interessant an.