Ich erwache durch ein Klopfen an der Tür meines Einzelzimmers. Zu meiner Überraschung tritt ein Mann mit Anzug und Koffer ein. Er stellt sich als Anwalt meiner Füße vor. Im Nachgang zu gestern sei er beauftragt die Verhandlungen im Namen seiner Mandanten zu führen. Folgender Dialog entsteht:
Anwalt: „Ich bin hier um über die völlig inakzeptable Überbelastung meiner Mandanten am gestrigen Tage zu sprechen.“
Ich: „Häh?“
Anwalt: „Eine derartige Belastung von 27,3 Kilometer bei zusätzlicher Belastung durch den Rucksack verstößt gegen das zumutbare Maß, was man von meinen Mandanten erwarten darf.
Ich: „Dabei ist mein Rucksack mit 7,8 Kilo der leichteste von uns dreien.“
Anwalt: „Aber dafür sind Sie auch mit Abstand der Schwerste der Teilnehmergruppe. Sie hätten ja zur Entlastung meiner Mandanten mal abnehmen können.
Ich: „Aber ich war vorher trainieren um die Belastung langsam zu steigern…“
Anwalt: „Ich muss Sie darüber informieren, dass auch Ihre Lunge überlegt als Nebenkläger Teil der Leidensgemeinschaft zu werden. Ihr geht es insbesondere um die Definition der zulässigen Höhenmeter.
Ich: „Dann fragen wir doch mal die Endorphine, die gestern bei der Ankunft ausgeschüttet wurden.
Endorphine: „Das war echt cool.“
Ich: „Oder wir fragen den Magen, wie er die kleinen Hermann-Schnäpse, die Christian als Motivation besorgt hatte, fand?
Magen: Lecker!
Anwalt: „Ich informiere Sie hiermit, dass wir unter diesen Bedingungen, das Thema „Blasen“ nicht mehr gänzlich ausschließen!
Dann wache ich tatsächlich auf und mache mich bereit für die heutige Tour.
Das Highlight der gesamten Tour erreichen wir bereits nach 1,5 Kilometern. Echt krass! Und hoch. Und breit. Und steinig. Und krass! Es geht um die Extersteine.
„Neben Esoterikern trifft man dort auf (selbsternannte) Hexen, Druiden, keltische und germanische Glaubensgemeinschaften, die gemeinsam feiern ….“ (Quelle: www.teutoburgerwald.de)
Wir haben allerdings nur Holländer angetroffen. Ob darunter Hexen oder Druiden waren, bleibt ungeklärt.
Holländer haben wir schon wirklich viele getroffen. Christian hat diesbezüglich, die Theorie, dass die offiziell angegebene Einwohnerzahl nur die Holländer umfasst, die tatsächlich gerade in Holland vor Ort sind, und die weiteren Millionen, die gerade in Deutschland sind, nicht mitgezählt werden. Scheint mir plausibel, bei den vielen gelben Nummernschildern, die uns begegnen.
Die heutige Etappe ist mit 14,6 Kilometern zwar deutlich kürzer als gestern dafür aber auch in Bezug auf die Wegebeschaffenheit deutlich anspruchsvoller.
Landschaftlich lohnt sich die Etappe aber definitiv.
Und obwohl meine Füße auch heute ganz ordentlich spürbar sind, ist die Sache mit den Blasen zumindest bis jetzt nicht eingetreten. Ich hoffe ich komme ohne eine einstweilige Verfügung durch die morgige letzte Etappe😜