Nach der Erfahrung von gestern, legen wir heute bei der Auswahl des Taxifahrers Wert darauf, dass er zumindest ein bisschen Englisch spricht. Josue erfüllt diese Voraussetzung, warum wir uns für ihn entscheiden. Uns fällt erst nach Abschluss der Verhandlung auf, dass wir vielleicht auch das entsprechende Taxi zu dem Fahrer hätten begutachten sollen. Haben wir aber nicht. So wird unsere heutige Tour zur Fahrt im „Adventurecar“.
In dem Toyota funktioniert nichts. Also nichts außer den ersten drei Gängen, dem linken Blinker und zeitweise der Bremse. Zeitweise bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es immer mit Spannung verbunden ist, ob wir noch rechtzeitig zum stehen kommen. Alles andere wie so unwichtige Dinge wie der Tacho, die Tankanzeige oder Anschnallgurte sind entweder nicht vorhanden oder kaputt.
Unsere Abenteuerreise im „Adventurecar“ beginnt und es geht vorbei an vielen Menschen, die auf der Straße im Dreck sitzen und dort versuchen Ihre Waren an den Mann zu bringen.
Unser erster Stop ist der Aussichtspunkt „Cruz de Papa“, der eine wirklich umwerfende Ausficht bietet und somit im krassen Kontrast zu dem bisher Gesehenen steht.
Danach besuchen wir das Fort São Filipe. Gehört auch in die Kategorie sehenswert.
Anschließend geht es zum Sklavenmarkt Memorial in Cidade Velha. Eine Gedenkstätte, die an dunkle Zeiten auf den KapVerden erinnert. Hier war nämlich einer der Hauptumschlagplätze für Sklaven, die dann von hier aus in die ganze Welt verschifft wurden. Das bildhübsche Hafenstädtchen lässt heute nicht vermuten, was hier in der Vergangenheit passiert ist.
Wir nutzen die Gelegenheit und versorgen uns mit Souvenirs. Ist der Kühlschrank Magnet und ein neues Basecap für Stefan schnell gefunden, stellt sich die Suche nach Postkarten und Briefmarken als deutlich schwieriger dar. Nachdem wir im „Kulturzentrum“ gar nicht mal so schöne Postkarten gefunden haben, (die wir mangels Alternativen kaufen) machen wir uns auf die Suche nach dem Postamt. Wer jetzt ein besonderes Gebäude oder etwa ein Hinweisschild erwartet hat, liegt falsch. Wir laufen mehrfach daran vorbei, bis uns ein Sicherheitsmann direkt in ein Wohnhaus mit einer an einen Saloon erinnernde Schwingtür bringt.
Die Landschaft ist schon beeindruckend. Zumindest wenn keine Menschen oder deren Hinterlassenschaften (Müll, alte Autos usw.) den Blick nicht stören.
Zum Abschluss besuchen wir noch den Trödelmarkt „Mercado de Sucupira.“ Ein Erlebnis der besonderen Art. Hier wird nochmal sehr deutlich, dass wir uns auf afrikanischen Boden befinden. Einen Markt in dieser Form gibt es vermutlich nirgendwo in Europa. Stefan nutzt die Gelegenheit und kauft ein neues T-Shirt. Die Verhandlungen mit Händen und Füßen sind auch wieder ein „Abenteuer.“
Heute ist der 3.Seetag und der fünfte Tag der Tour. Wir wohnen also schon ein bisschen in unserer umgebauten Kabine (vergleiche „MeinSchiff Herz und warum es hilfreich ist, mit einem Elektriker zu verreisen). Da sollte man davon ausgehen können, dass man mittlerweile alles in der Kabine entdeckt hat. Aber auch zwei erfahrenen Kreuzfahren wie Stefan (dessen dreißigste Kreuzfahrt das hier ist) und mir entgehen noch Dinge. So haben wir zu Beginn und nach dem Umbau wirklich lange den Safe gesucht. Einen Safe gibt es eigentlich immer. Dabei haben wir in alle Schränke und Schubladen geguckt und das Bad durchsucht. Wir haben sogar unter den Betten nachgeschaut. Was ziemlich dämlich war, da wir die Betten ja kurz zuvor verschoben hatten. Vermutlich wäre uns ein Safe dabei aufgefallen! Die Suche bleibt erfolglos. Wir reden uns die Sache damit schön, dass es ja ein altes Schiff ist und es vielleicht doch noch nicht immer einen Safe gibt.
Der Hinweis in der Bordzeitung, dass man auf den KapVerden keinen Ausweis mitführen muss und dieser im Safe verbleiben kann, nährt Zweifel an unserer Theorie.
Nachdem wir nochmal erfolglos alles durchsucht haben, gebe ich auf und frage an der Rezeption. Und siehe da: Es gibt einen Safe und der befindet sich hinter dem Spiegel. Bei genauem Betrachten fällt mir auch ein kleines Schild auf dem Spiegel auf.
So endet unsere „Schnitzeljagd“ auf der Suche nach dem Safe mit Ernüchterung. Merke: Auch die Erfahrung von 30 Kreuzfahrten hilft nicht immer. Wogegen „lesen“ echt oft hilft!
Um uns von dieser Niederlage zu erholen, gönnen wir uns ein a-la-carte Frühstück im „Atlantik Klassik“, dem eher edlen Restaurant der MeinSchiff Herz.
Beim Eingang informiert der Kellner die wartenden Gäste (so auch uns), dass man für den Buffet Bereich nicht warten muss, für einen Tisch im a-la-carte allerdings kurz gewartet werden muss. Daraufhin drängelt sich ein Ehepaar mit den Worten „Der hat gesagt wir müssen nicht warten“ an uns vorbei um dann zu fragen, wo denn ihr Tisch im a-la-carte Bereich sei…
Mein Sympathiewerte für dieses Krawall-Ehepaar stehen somit nicht gut, als uns der Kellner an einen Tisch direkt neben eben diesem Ehepaar leitet.
Die Karte eröffnet uns, dass Brötchen, Marmelade usw. per se an jeden Tisch geliefert wird. Deshalb bestelle ich zusätzlich nur 1 Ei.
Daraufhin spricht mich der weibliche Teil des Krawall-Paares an. „Sie müssen hier bestellen. Das ist a-la-carte. So kriegen sie nur das Ei.“ Ich erwidere, dass alle die lesen können, klar bevorteilt sind.
Erkenntnis des Tages: Lesen hilft!
Heute Nachmittag geht es noch zum Cocktail-Workshop. Da ich danach vermutlich des Schreibens nicht mehr mächtig bin, endet der Bericht heute bereits mittags.
Vierter von vier Seetagen auf dieser Tour. Um dem Lagerkoller zu entgehen, lenke ich mich mit der WM ab. Es ist also Zeit für Herr Jensemann seine WM Kolumne.
Eine WM nach Katar zu vergeben ist ein Fehler! Bei dieser Entscheidung geht es offensichtlich nicht um Sport, sondern nur um Macht und Geld. In Katar wurden mit Hilfe und dem Leid vieler Gastarbeiter neue Stadien gebaut. Stadien, die nach der WM kein Mensch braucht. Dafür wurde der Tod unzähliger Gastarbeiter in Kauf genommen. Übrigens genauso wie bei allen anderen von Größenwahn motivierten Bauprojekten in dieser Region der Welt. Auch hierbei geht es offensichtlich um Macht und Geld. Man hätte also erahnen können, was passiert. Deshalb ist es ein Fehler, die WM nach Katar zu vergeben! Ein Fehler der FIFA Funktionäre, die das entschieden haben! Gegen einige wird gerade wegen Bestechung ermittelt. Sicherlich ein Zufall.
Trotzdem widerstrebt es mir jetzt die Sportler zu verteufeln, weil sie an einem für Ihre Karriere bedeutenden Turnier teilnehmen. Sie sollen jetzt für den Fehler von anderen büßen. Das erscheint mir falsch. Auch das Verbot die sogenannte „Onelove“ Kapitänsbinde zu tragen und somit ein Zeichen zu setzen, zeigt die eigentliche Motivation der FIFA. Es geht um Macht und Geld. Auch hier ist aber Manuel Neuer, als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, meiner Ansicht nach nicht der richtige Adressat für unser Unverständnis. Ihm können sie das Tragen der Binde verbieten. Uns nicht! Wieso tragen wir nicht die Binde? Mir ist es zu leicht immer nur von den Sportlern ein Zeichen zu verlangen und selber nichts zu tun. Das Nancy Faeser, als Vertreterin der Bundesregierung, im Stadion die Binde trägt, finde ich großartig.
Damit zum Fußball. Dem eigentlichen Thema. Die größte Überraschung ist bisher sicherlich der Sieg von Saudi-Arabien über Argentinien. Ehrlicherweise eine beruhigende Seltenheit. David kann noch gegen Goliath gewinnen. Und alle die jetzt die große Verschwörung der arabischen Welt wittern, sollen mal bei Lionel Messi bei seiner letzten WM nachfragen. Für kein Geld der Welt hätte er in diesem Spiel freiwillig verloren!
Jetzt zu Deutschland. Die Nationalmannschaft spielt gut. Macht die vielen Chancen zum 2:0 nicht und verliert am Ende. Der Druck wird jetzt auch sportlich riesig. Aber um Sport geht es ja scheinbar nicht wirklich. Schade eigentlich.
Heute endet die Kreuzfahrt mit dem Einlaufen auf Teneriffa. Aber es endet noch nicht der Urlaub. Wir haben nämlich noch eine Nacht im Hotel Medano in El Medano gebucht. Der geneigte Leser fragt sich jetzt: Warum eine Nacht?
Aller guten Dinge sind drei. Es ist mein drittes Mal auf Teneriffa. Und es ist das dritte Mal, dass Teneriffa der Start- und Zielhafen einer Kreuzfahrt ist. Als Zoo-Fan wollte ich schon immer mal den Loro Parque besuchen. Bei allen bisherigen Teneriffa Besuchen ließen die An/Ablegezeiten des Schiffes oder die Flugzeiten einen Besuch zeitlich nicht zu! Das wäre auch dieses Mal wieder so gewesen.
Deshalb haben wir (Stefan macht nur mir zu Liebe mit/Zoo ist ihm eher egal) noch eine Nacht dran gehangen und uns -Ihr ahnt es schon- über das ADAC Reisebüro in Koblenz ein Hotel und ein Leihwagen gebucht. An dieser Stelle mal: Herzlichen Dank für die super Betreuung bei meinen vielen Sonderwünschen! Mit dem Leihwagen (ohne Aufpreis ein fetter Jeep) fahren wir zum Loro Parque.
Ich finde es lohnt sich. Der Loro Parque ist toll. Insbesondere die Shows sind toll.
Da wir danach noch Zeit haben, beschließen wir zum Hotel nicht über die Schnellstraße an der Küste entlang zu fahren, sondern über den El Teide. Den mit 3715 Meter höchsten Berg Spaniens. Der Jeep ist hierfür genau richtig. Schlaglöcher oder „Drempels“, die ich schon mal übersehe, verzeiht der Jeep ohne zu murren.
Die Serpentinen Straße immer bergauf führt uns durch dichte Wälder bis in die Wolken hinauf. Von jetzt auf gleich ist die Sicht schlecht.
Kurz danach durchbrechen wir die Wolkendecke und haben besten Sonnenschein. Gleichzeitig ändert sich die Landschaft von grünen dichten Wäldern in eine Mondlandschaft, die ausschließlich aus Lavagestein besteht. Echt krass.
Dann erleben wir einen malerischen Sonnenuntergang über den Wolken. Hier fühle ich mich dem Himmel ziemlich nah.
Viel Zeit bleibt nicht darüber nachzudenken, da ich mich auf die Serpentinen Strasse konzentrieren sollte um nicht wahrhaftig das „Hinmel-Konzept“ praktisch auszuprobieren.
Dann geht die Sonne tatsächlich unter. Das hat den entscheiden Nachteil, dass es jetzt echt dunkel hier oben ist. Solange wir auf der „Hauptstraße“ (auf der auch Busse fahren) sind, ist das kein Problem. Das ändert sich als uns Googlemaps von eben dieser breiten Straße weg leitet. Ab sofort haben wir ein „Adventure“ ohne „Adventurecar“. Der Jeep tut nämlich sein Möglichstes um auf der immer engeren Straße zu verbleiben. Die Serpentinen werden immer enger und kaum vorhersehbar im Dunklen. Stefan bewährt sich als Beifahrer und sagt im „Rallye Style“ die nächsten Kurven an.
Im Hotel angekommen, lassen wir den Urlaub jetzt ausklingen. Eigentlich war ja der Loro Parque als krönender Abschluss geplant. Und der war auch toll!
Der Sonnenuntergang über den Wolken auf dem El Teide toppt allerdings alle Höhepunkte dieser Tour. Das war ein besonderer Moment!
Damit endet die Tour und auch der entsprechende Blog. Auch an dieser Stelle vielen Dank an Stefan. Er hat einen nicht unerheblichen Anteil an diesem Blog. Nicht nur weil er immer wieder für lustige Geschichten sorgt, die ich dann für den Blog nutze, sondern auch weil er aktiv mitarbeitet. Viele der genutzten Fotos sind von ihm, genauso wie viele recherchierte Hintergrundinfos.
Borkum ist die schönste deutsche Insel! Da gibt es meiner Meinung nach keine Diskussion. Auch wenn jetzt die ganzen Sylt Hooligans aufschreien werden. Es ist halt so. Außerdem bin ich nicht sicher, ob es sich überhaupt um eine Insel handelt, wenn man nicht mit einem Schiff dahin fährt.
Apropos Schiff. Dieses Mal ist das Schiff ganz schön klein! Stimmt. Ist ja auch eine Fähre und kein Kreuzfahrt Tanker.
Warum diese Reise trotzdem in der Kategorie „Kreuzfahrt“ auftaucht? Gute Frage. Für die Antwort muss ich ein bisschen ausholen.
Mein Bruder, meine Schwägerin, mein Neffe, meine Nichte und ich fahren seit 2007 jedes Jahr nach Borkum, da es halt die schönste deutsche Insel ist. Meine Nichte war, wegen Ihrer erst nach 2007 stattgefunden Geburt, zugegebener Weise erst später dabei. In diesem Sommer sind wir, auf Intervention meines Neffen, erstmals nicht nach Borkum gefahren. Er wollte in den Sommerferien auch mal etwas anderes erleben. Nachvollziehbar. Trotzdem ist kein Borkum auch keine Lösung. Also haben wir eine Woche Borkum in den Herbstferien gebucht. Schöne Sache.
War es auch bis gestern Abend. Innerhalb unserer 5er Gruppe gibt es einen Corona Fall. Ich bin es nicht. Trotzdem führt es dazu, dass alle außer mir nicht mitkommen können. Corona ist echt ein Arsch.
Die großzügige Ferienwohnung mit mehreren Schlafzimmern können wir so kurzfristig (Ein Tag vor geplanter Anreise) nicht stornieren. Also nicht fahren und viel Geld für nichts ausgeben oder alleine fahren. Beides eher so semi.
Frustriert berichte ich Stefan von der Entwicklung und frage, ob er nicht zufällig nächste Woche Urlaub hat und Lust hat mit mir eine Woche Borkum zu machen. Ich frage mehr so als Gag. Niemand kann so kurzfristig Urlaub planen.
Niemand außer Stefan!
Er bekommt Urlaub, bespricht das mit seiner Familie und sagt innerhalb von 30 Minuten zu. Ich bin platt. Damit hätte ich definitiv nicht gerechnet. Hier ein Auszug aus unserem WhatsApp Verlauf.
Mit Stefan habe ich schon verschiedene Kreuzfahrten zusammen gemacht. Deshalb und weil ja zumindest ein kleines Schiff beteiligt ist, erfolgt dieser Bericht also in der Kategorie „Kreuzfahrten“.
Das Stefan immer für eine Überraschung gut ist – wusste ich bereits. (Vergleiche eigentlich alle Kreuzfahrt Berichte, bei denen er dabei war) Die Nummer hier hebt das Ganze aber noch mal auf ein anderes Niveau. Man muss einfach festhalten: Stefan ist echt ein krasser Typ.
Einmal im Jahr machen mein Vater, mein Bruder und ich eine Familienwanderung. Wir waren schon an ganz unterschiedlichen Orten und haben dabei schon verschiedene Sachen erlebt (z.B: sind wir fast erfroren oder haben nur knapp einen Wildschwein-Angriff überlebt), die in die „Flüchter Geschichtsbücher“ eingegangen sind und folgerichtig bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten erzählt werden.
Dieses Jahr sollte die Familienwanderung auf Borkum stattfinden. Da mein Bruder wegen Corona ja nicht dabei ist (Hatte ich schon erwähnt, dass Corona echt ein Arsch ist?) nimmt Stefan sozusagen stellvertretend an der Familienwanderung teil.
Wie immer hat mein Vater die Orga der Tour übernommen und hat die Route komplett durchgeplant. Er hat dabei auch das Wetter im Blick (deshalb starten wir erst um 12:00 Uhr – um nicht nass zu werden) und hat sich sogar mit der Windrichtung beschäftigt. Um dem stark wehenden Wind möglichst wenig von vorne ausgesetzt zu sein, gehen wir die Tour anders herum, als ursprünglich geplant. Toll, so einen Wanderführer zu haben!
Während ich Stefan von Borkums toller Natur vorschwärme passiert etwas, dass ich noch nie auf Borkum erlebt habe. Und ich war wirklich schon oft auf Borkum! Während wir an der Wasserkante des Oststrandes entlang laufen entdecken wir einen Seehund. Seehunde sind auf Borkum keine Seltenheit – auf der Seehundbank! So am Strand allerdings ist es schon eine besondere sehr seltene Begegnung. Trotzdem halten wir natürlich einen gebührenden Abstand ein und lassen den Seehund (nachdem wir ein Foto gemacht haben) in Ruhe.
Nach diesem Highlight belohnt uns der weitere Weg mit Borkums Naturschönheiten. Der beginnende Herbst sorgt hierbei für besonders beeindruckende Bilder.
So endet eine tolle „Familienwanderung“ im Café Ostland mit einem Kaltgetränk.