Gestern habe ich seit Ewigkeiten nur 2 Stunden geschlafen. Die Ewigkeiten sind solange her, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Anders als mein Neffe und meine Nichte, die diesen Zustand im Grunde wöchentlich und das macht es nicht besser-freiwillig- herbeiführen (An dieser Stelle schöne Grüße und ich habe nach der Erfahrung, absolut kein Verständnis dafür!) bin ich das echt nicht gewöhnt. Ursache für den Schlafmangel ist der lange Flug. Da ich im Sitzen nicht schlafen kann und ein Ticket im Businessbereich nicht zu bezahlen ist, habe ich -hoffentlich- zusammen mit dem Piloten nicht geschlafen.
Da uns beim Einchecken auf dem Schiff eröffnet wird, dass unsere Kabine noch nicht bezugsfertig ist, buchen wir uns eine Liege im Spa-Bereich. Da diese nur für 2 Stunden verfügbar ist, werden es zwei Stunden Schlaf.
Auf dem Foto ist übrigens auch die neue Hose zu sehen.
Nachdem Stefan und ich den Urlaub dann noch standesgemäß mit einem Eistee begonnen haben, gehen wir früh schlafen.
Gott sei Dank ist heute Seetag und wir haben eigentlich keine festen Termine.
Uneigentlich habe ich allerdings die „Stefan und Jens-Seetag-Challenge“ erfunden und wie der Name schon verrät, findet diese immer an Seetagen statt. Die Idee ist einfach: An jeden Seetag gibt es eine Challenge. Die einzelnen Disziplinen werden abwechselnd von Stefan und mir geplant.
Heute geht es um Basketball. Aufgrund der 30 Grad, gepaart mit über 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, beschränken wir uns auf Freiwürfe. Stefan läuft sich trotzdem 10 km auf dem Oberdeck warm. Finde ich ein bisschen übertrieben, aber ok. Vielleicht ist der Zusammenhang aber auch, dass er Mitte April seinen ersten Marathon laufen will.
Die Idee mit der Challenge ist auf der letzten Kreuzfahrt in Mittelamerika entstanden, als mein bester Freund Daniel und seine Frau Martina für uns eine Schiffs-Schnitzeljagd organisiert hatten. Das war sehr cool, war aber diesmal nicht wiederholbar, da Daniel und Martina diesmal nicht zwei Wochen vor uns dieselbe Tour gemacht haben. Deshalb also diesmal anstelle dessen die Challenge.
Die Challenge beginnt also. Stefan gibt an und geht die Herausforderung Oberkörperfrei an. Vielleicht auch davon irritiert, und von dem starken Wind sicherlich benachteiligt, muss ich mich nach 5 Freiwürfen Stefan geschlagen geben. Es steht somit 1-0 für Stefan.
Trotzdem gefällt mir die Challenge. Etwas Neues im Seetag-Alltag. Überhaupt sind wir auf zu neuen Ufern. Unser nächstes Ziel ist Madagaskar. Da war ich noch nie und selbst für den Weltreise erfahrenen Stefan wird es etwas Neues. Also ein neues Ufer.
Mein Chef hat mir kürzlich ein Buch des Schriftstellers Walle Sayer geschenkt. Dort gibt es auch einen Text mit dem Titel „Ufer.“ Um das Niveau dieses Reiseblogs um Welten zu steigern, möchte ich diesen nicht vorenthalten.
Was ich damit verbinde, behalte ich aber für mich.
Jetzt freue ich mich auf das neue Ufer Madagaskar.
Ich habe mir vor dieser Reise vergleichsweise viele Gedanken beim Packen gemacht. Welche Klamotten im Allgemeinen, welche für bestimmte Aktivitäten, wird Sport eine der Aktivitäten, welche Schuhe sind somit sinnvoll, braucht es die Wanderausrüstung, und wenn ja, in welcher Ausprägung. Trotz der vielen Gedanken habe ich kurz bevor mein Vater Stefan und mich zum Flughafen gebracht hat (Danke dafür übrigens) den Koffer nochmal umgepackt um wasserdichte (aber keine hohen Wanderschuhe) einzupacken. Ein kluger Schachzug, wie sich heute zeigen sollte.
Wir haben heute einen AIDA Ausflug gebucht. Mit dem Geländeweg und zu Fuß zum Amber Mountain Nationalpark. Der Geländewagen ist ein Pick up, den wir mit einem Ehepaar aus Bayern (wir haben nicht gefragt, wo sie herkommen, aber der starke bayerische Akzent spricht für sich), teilen.
Unserer Fahrer spricht kein Wort Englisch oder Deutsch. Kommunikation fällt somit aus. Dafür kann er Autofahren. Auf den (was sie auf Madagaskar Straße nennen) kennt er sich offensichtlich gut aus. Konkret bedeutet das: Er kennt die Schlaglöcher, und davon gibt es sehr viele. Und sie sind so tief, dass auch unserer riesiger Pick up manchmal aufsetzt. Aber unser Fahrer kennt die allermeisten und rast darauf zu, um kurz vorher im Stil eines Rallye Rennfahrers zu bremsen und nach dem Schlagloch wieder maximal zu beschleunigen.
Desto näher wir dem Regenwald kommen, desto mehr regnet es. Für die rudimentären Reste dessen, was früher mal eine Straße gewesen sein könnte, ist das keine gute Nachricht. Ab sofort verwandelt sich die Strecke in eine Schlamlawine. Das hält unseren Fahrer nicht auf. Allerdings hat sich einige Autos vor uns ein nicht Allrad Fahrzeug fest gefahren. Das hält uns insgesamt schon auf.
Nach über zwei Stunden im Geländewagen (übrigens ohne Klimaanlage und wegen des Regens oft mit geschlossenen Fenstern bei 30 Grad) kommen wir endlich im Nationalpark an.
Hier zeigt sich sehr schnell, dass meine Schuh-Auswahl sehr hilfreich ist. Die Bayern und Stefan sind mit nicht wasserdichten Turnschuhen an den Start gegangen und haben bei den mit Pfützen, die an Seen erinnern, durchzogenen schlammigen Pfaden durchaus Ihre Probleme.
Die Rahmenbedingungen sind also -sagen wir mal- herausfordernd. Das ist mir aber egal. Ich bin im Regenwald auf Madagaskar. Super cool. Unser -immerhin Englisch sprechender- Guide zeigt uns viele Tiere und Pflanzen, die es nur hier auf Madagaskar gibt. Ich bin fasziniert.
Mir ist auch egal, dass ich mit Hut und Hemd wie Dr. Bob von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ aussehe.
Als Zugabe gibt es einen coolen und heiligen Wasserfall, an dem die Einheimischen wohl auch beten.
Als sich uns dann am Ende noch die Lemuren zeigen, bin ich im siebten Himmel. Die Madagaskar Expedition von Dr. Bob ist ein voller Erfolg.
2. Tag Madagaskar, 2. Tag Regenwald. Diesmal zeigen sich die Lemuren direkt zu Beginn.
Heute sehen wir auch die Mausmakis, die man eher selten zu Gesicht bekommt, da sie stark bedroht und somit selten sind.
Eine ausgewachsene Boa constrictor rundet, das Naturerlebnis ab. Was die Highlights angeht, steht der zweite Tag, dem ersten somit in Nichts nach.
Trotzdem werden es nicht die Makis und auch nicht die Boa sein, die diesen Tag unvergesslich machen.
Bevor wir nämlich in den Regenwald starten, müssen wir erstmal mit traditionellen Holzbooten auf eine kleine Landzunge, die nur auf dem Wasserweg zu erreichen ist. Die Ausflugsbeschreibung von AIDA weist uns daraufhin, dass das Ein- und Aussteigen in diese Boote in bis zu hüfthohen Wasser erfolgt. Diese Information führt bei Stefan und mir zu unerwarteten Problemen beim Rucksack packen. Wir entscheiden uns jeweils für Wechselschuhe und Klamotten und werden alles brauchen.
Die Boote sind schmal, wie der Name „Holzboot“ schon sagt, bestehen sie aus Holz und haben vermutlich zur Stabilisation einen Ausleger. Beim Verteilen der Boote, weist man uns daraufhin, das unser Boot nur mit zwei Personen (und dem Bootsmann) belegt werden darf, obwohl augenscheinlich Platz für fünf Personen vorhanden ist. Retrospektiv betrachtet, hätte man an diesem Punkt misstrauisch werden können oder sollen. Sind wir aber nicht. So haben Stefan und ich ein Boot für uns allein.
Nach dem einsteigen im knietiefen Wasser, fällt mir ein oben abgeschnittener Kanister im Boot auf. Welche Funktion dieser hat, erfahre ich umgehend. Unser Boot ist nicht dicht! Und wir reden nicht von ein paar Tropfen, die nach innen eindringen, sondern von „Meine Fresse-läuft da viel Wasser rein.“ Der abgeschnittene Kanister ist folgerichtig dazu da, andauernd Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Da Stefan vorne sitzt und durch die höhere Lage dort nicht an das Wasser im Boot ran kommt, ist das schöpfen meine Aufgabe. Ich schöpfe also um unser Leben. Trotzdem steigt der Pegel.
Alle, die diesen Blog und die gemeinsamen Reisen mit Stefan verfolgt haben, wissen, dass ein hoher Pegel bei uns meistens etwas mit Alkohol zu tun hat.
Heute sieht das anders aus.
Ab ungefähr der Mitte der Strecke habe ich aber einen Rhytmus beim schöpfen gefunden, der dazu führt, dass der Pegel nicht weiter steigt.
So kommen wir -nicht trocken- aber immerhin überhaupt an.
Auf dem Rückweg überlasse ich Stefan das Wasser schöpfen. Der ergiebige Regenschauer, der sich auf der Rückfahrt ergießt, macht den Job nicht einfacher. Stefan ist ja aber bekanntlich topfit und erhöht die Schöpf-Geschwindigkeit. So kommen wir -wieder nicht trocken- aber sicher zurück.
Der heutige Seetag besänftigt Stefan. Gestern war er unzufrieden. Insbesondere mit dem Sand und dem Schlamm, der unsere Schuhe und Hosen bedeckt hat, ist er nicht glücklich. Ich deute zumindest seinen Gesichtsausdruck so. Aber heute ist Seetag. Und Stefan ist einer der wenigen AIDA Touristen, die Seetage im Grunde mehr mögen als Hafentage. Die Gründe liegen nach meiner Beobachtung insbesondere in der Möglichkeit ungestört von Landgängen den ganzen Tag zu essen. Frühstück (Spiegeleier auf Brot, Schinken, Bratwürste, gebratene Champignons, Lachs, ein Klops und eine Schale mit Bircher Müsli und Obst), Mittagessen (große Portion Hühnerbrust mit Spätzle und Apfelkompott mit Eis als Nachtisch) dann Kuchen (Pina Colda Kuchen) und dann Abendessen. Hier dürfen es gerne mehrere Gerichte in unterschiedlichen Restaurants sein. Heute ist es ein voller Teller im Bella Donna Restaurant und ein voller Teller im Marktrestaurant.
Ich sehe zwar im Gegensatz zu Stefan aus, als hätte ich ähnlich viel gegessen, so ist es aber nicht.
Die heutige „Stefan und Jens Seetag Challenge“ hat Stefan ausgesucht. Wir sind im Casino. Bei der Challenge geht es um den „Schlüssel-Automat.“
Das Prinzip ist einfach. Durch entsprechende Knöpfe, kann man den Schlüssel entsprechend positionieren. Wenn er in das Schloss passt, gewinnt man 100, 200 oder 500 EUR. Bei unserer Challenge hat jeder fünf Versuche. Wer öfter das Schloss trifft, hat gewonnen. Also die Challenge und somit Ruhm und Ehre. Wer spielt schon um Geld…
Wie sich schnell herausstellt, ist das mit dem Schlüssel und dem Schloss gar nicht so einfach. Obwohl es bei Stefan und auch bei mir zweimal sehr knapp ist, gelingt es uns nicht den Schlüssel im Schloss unterzubringen. Die Challenge endet somit unentschieden und jeder erhält einen halben Punkt. Es steht somit 1,5 zu 0,5 für Stefan.
Den zweiten Teil des Tages nutzen wir für Sport. Stefan macht einen Workshop mit dem Titel „Faszination Faszien.“ Offensichtlich hat er etwas falsch gemacht, denn so wirklich fasziniert ist er hinterher nicht, eher fertig (Seine Worte).
Und ich fahre die Stunde Fahrrad.
Stefan ist heute morgen um 06:00 Uhr (!) allerdings auch schon wieder 10 Kilometer gelaufen. Nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht.
Gestern waren Stefan und ich bei der sogenannten Silence-Party. Das Konzept ist einfach wie genial. Alle haben Kopfhörer auf und können unter drei verschiedenen Musikstielen von drei verschiedenen DJ‘s auswählen. Je nach gewählter Musikrichtung leuchtet der Kopfhörer blau, rot oder grün. So können alle zusammen feiern, obwohl sie unterschiedliche Musik in unterschiedlicher Lautstärke hören, da diese auch individuell einstellbar ist. Das ist genau mein Ding.
Durch unsere Partytime sind wir vergleichsweise spät erst im Bett. Durch die Zeitumstellung geht eine weitere Stunde „verloren.“ Mir ist das egal, da ja ein weiterer Seetag folgt. Stefan steht nach 3 Stunden Schlaf wieder auf und geht laufen. Kann man machen, muss man aber nicht!
Stefan geht trotz seiner grundsätzlichen Ablehnung auf dem Laufband laufen. Draußen wütet nämlich ein ausgewachsenes Gewitter, welches uns Starkregen, Wind und dadurch verursachten Seegang beschert. Ist mir auch egal, ist ja schließlich Seetag.
Diesen nutzen wir auch für das im Vorfeld gebuchte Bierbrau-Seminar.
Das der Braumeister, scheinbar selbst sein bester Kunde ist, und leicht „einen sitzen hat“, macht das Ganze sehr authentisch und sympathisch. Trotzdem sind Stefan und ich uns einig, Cocktail-Workshop ist eher unser Ding.
Seetag bedeutet: Es ist auch wieder Zeit für die „Stefan und Jens Seetag-Challenge.“ Diesmal machen wir den Teen-Bereich unsicher und messen uns im Airhockey.
Diesmal ist das Glück auf meiner Seite und ich gewinne die Challenge. Stefan macht als Erklärung für seine schwache Performance seinen durch den „Faszination Faszien-Workshop“ verursachten Muskelkater verantwortlich. Unabhängig vom warum, es steht jetzt in der Gesamtwertung 1,5 zu 1,5 unentschieden.
Gestern ist auch etwas wirklich krasses, unglaubliches und verrücktes passiert. Was das aber mit zwei Losen zu tun hat, warum uns die 550 EUR kosten werden und warum wir trotzdem sehr glücklich und zufrieden mit dem Verlauf des Abends sind-dazu mehr in den nächsten Tagen.
Unser erster Tag auf Mauritius beginnt mit der Übernahme des Leihwagens, den ich in bewährter Weise über das ADAC Reisebüro in Koblenz (Vielen Dank) gebucht habe. Wie immer funktioniert alles reibungslos.
Einzige Herausforderung. Das Lenkrad ist auf der falschen Seite. Das liegt aber nicht am ADAC, sondern daran, dass es auf Mauritius Links-Verkehr gibt. Das wusste ich vorher und habe deshalb vorsorglich auf eine Automatik-Schaltung bestanden. Somit bleibt mir zumindest das schalten mit Links erspart. Es ist mein erstes Mal mit Links-Verkehr und am Anfang stresst mich schon, dass Autos aus Richtungen kommen, die ich nicht erwartet habe. Ich gucke scheinbar auch in die falsche Richtung. Nach kurzer Eingewöhnung kriege ich aber im Großen und Ganzen die Kurve. Ausnahme bilden einige Schlaglöcher, die ich übersehe und die den Suzuki ganz schön durchschütteln, und die Sache mit dem „Blinken.“
Der Blinker-Hebel ist nämlich rechts und somit meiner Ansicht nach definitiv auf der falschen Seite. Das führt dazu, dass ich zwar mehrfach den Scheibenwischer betätige, obwohl wir strahlendem Sonnenschein haben, dafür aber beim abbiegen nicht blinke.
Ein bisschen Schwund ist immer. Trotz des unterrepräsentierten Blinken kommen wir sicher am Naturschauspiel „Sieben farbige Erde“ an.
Das Phänomen ist vulkanischen Ursprungs und schon sehenswert. Wobei mich die Möglichkeit eine Riesen-Landschildkröte am Hals zu kraulen ehrlicherweise noch deutlich mehr geflasht hat.
Weiter geht es mit dem beeindruckenden „Chamarel“ Wasserfall.
Auf dem Weg zum „Flic en Flac“, dem sicherlich bekanntesten Strand von Mauritius haben wir einen malerischen Ausblick auf das Meer. Dieses schillert in verschiedenen Farben, so dass man sagen könnte, wir haben nach der siebenfarbigen Erde auch das siebenfarbige Meer gesehen.
Am Flic en Flac angekommen, geht Stefan natürlich schwimmen. Ich warte auf einer Parkbank, die es hier auch am Strand gibt. Umgehend sprechen mich mehrere Deutsche an und fragen, ob ich AIDA-Tourist bin? Als mich Franz und Barbara darauf ansprechen, bin ich schon ein bisschen verzweifelt. Offensichtlich sieht man mir den Deutschen und darüber hinaus den AIDA Tourist sehr deutlich an. Als Stefan vom Schwimmen zurück kommt und seine AIDA Tasche (welche die Ganze Zeit direkt vor mir stand) an sich nimmt, bin ich tatsächlich ein Stück weit erleichtert.
Franz und Barbara sind sehr nett und wir verstehen uns von Beginn an gut. So wird aus dem Kurztrip zum Strand ein sehr nettes Sundowner Event.