Für heute sind 25 Grad und 15 Sonnenstunden angekündigt. Jetzt denkt Ihr: Ist doch super Wetter. Das wäre ja auch so, wenn wir zum Strand wollten. Wollen wir aber nicht. Wir gehen wandern. Und beim wandern ist direkte Sonneneinstrahlung in etwa so hilfreich wie eine Eiswürfelmaschine am Nordpol. Gott sei Dank hat der Schöpfer des Malerweges auch einige Passagen mit natürlichen Schatten (meistens durch Bäume) eingeplant.
Da die wirklich empfehlenswerte Pension Polenztal geografisch ca. 1 Kilometer vor dem offiziellen Ende der 2. Etappe des Malerweges liegt, kommt dieser Kilometer zur heutigen Etappe dazu. Ein Kilometer. Kein Problem. Habe ich auch gedacht. Bis mir klar wird, dass der eine zusätzliche Kilometer komplett aus Aufstieg besteht.
Oben angekommen beginnt die heutige Etappe, die sich landwirtschaftlich definitiv nicht vor den anderen verstecken muss.
Um den schon beschriebenen unterschiedlichen konditionellen Ressourcen Rechnung zu tragen, entscheiden wir uns immer mal getrennt ein Stück zu gehen. Ich gehe den Malerweg. Die 3. Etappe. Plus Aufstieg (der zur 2. Etappe gehört). Also so wie im Vorfeld geplant. Stefan geht das alles auch. Zusätzlich macht er aber verschiedene Abstecher zu Aussichtspunkten, die eigentlich nicht auf unserem Weg liegen. Er holt mich dann natürlich mühelos wieder ein, obwohl ich -in meinen normalen Tempo- weitergegangen bin.
Stefan ist eine Maschine! Unabhängig davon fällt mir bei dieser Tour etwas Neues an Stefan auf. Er hat eine Hassliebe zu Schildern. Manchmal ist er wütend, weil es kein Schild gibt So zum Beispiel gestern am Amselfall, einem kleinen Wasserfall, den wir durchaus gesehen haben. Stefan hätte sich aber ein Schild gewünscht, um zu wissen, dass es auch wirklich der Amselfall war. Manchmal ist er auch unzufrieden, dass es ein Schild gibt. Als Beispiel dient hier das „Hier ist keine Toilette“-Schild, als er gerade pinkeln musste. Meistens faszinieren Ihn allerdings Schilder. Er steht dann wirklich lange davor und liest sich alles durch. Dabei spielt die Relevanz der Information des Schildes nach meiner Beobachtung eher eine untergeordnete Rolle. Er fotografiert auch Schilder. Der Grund bleibt mir verborgen. Scheint mir eine Art Fetisch zu sein.
Vor dem offiziellen Etappenziel in Altendorf ist noch ein Aufstieg zu absolvieren. Es wird der dritte Aufstieg. Nach dem ersten gab es nämlich noch einen heftigen Aufstieg im sogenannten „Tiefen Grund.“ Dieser dritte Aufstieg ist in Bezug auf die Steigung und die Beschaffenheit des Weges (Keine Treppen-Juhu!) gar nicht so heftig. Die Herausforderung hier besteht darin, dass ich schon zwei heftige Aufstiege in den Knochen habe und in direkter Sonneneinstrahlung. Die 15 Stunden sind scheinbar noch nicht vorbei.
Oben angekommen geht meine Tanknadel auf Reserve und mein Wasser auf Null. Da in Altendorf leider keine Unterkunft zu bekommen war, müssen wir noch 2 Kilometer weiter. 2 Kilometer kein Problem. Eigentlich. Leider bestehen die 2 Kilometer aus einem steilen Abstieg, bei dem jeder Schritt gut geplant werden will. Definitiv besser als noch ein Aufstieg, aber mit dem Tank auf Reserve trotzdem eine Challenge.
In der Pension, die mitten auf einem Campingplatz liegt, nehmen wir demütig den Schlüssel für unserer Zimmer in Empfang. Ich hatte nämlich vergessen, die Anzahlung zu überweisen.