Gestern bin ich aufgrund der teilweisen Nutzung von „Plan B“ 13,6 km gewandert. Fühlte sich nicht wie eine halbe Etappe an. Fühlte sich gut an. Füße ok. Jens ok.

Rückblick: Auf der ersten Etappe überholen uns zwei französische Frauen. Wir unterhalten uns kurz über die Stichwahl in Frankreich und das wir gemeinsam hoffen, dass es nicht Le Pen wird. Wünschen uns dann eine gute Tour. Auch auf der weiteren Tour treffen wir uns immer mal wieder.

Nach den 13,6 km kommen wir in der Jugendherberge an. Da mir die Form „Wander die Hälfte“ gut gefallen hat, versuche ich an der Rezeption heraus zu finden, welche diesbezügliche Möglichkeiten es für die nächste Etappe gibt.

In diesem Moment treffe ich Amelie (eine der beiden französischen Frauen) wieder. Sie ist sehr interessiert an „Plan B“ und fragt, ob Sie sich nicht anschließen kann. Da spricht natürlich nichts dagegen. Wir vereinbaren also uns ein Taxi zu teilen um damit nach Inversnaid (in etwa wieder auf der Hälfte gelegen) zu fahren. So war zumindest der Plan gestern Abend.

Nachdem Sascha und Christian gestartet sind, eröffnet Amelie mir allerdings, dass sie noch lieber die ganze Tour mit dem Taxi fahren würde und lächelt mich dabei an. Da der Weg nach Inverarnan mit dem Taxi ein komplett anderer als nach Inversnaid ist, muss man sich für eins entscheiden.

Wer diesen Blog schon länger verfolgt, ahnt wozu ich mich entschieden habe. In Situationen, in denen mich hübsche Frauen anlächeln, habe ich schon verschiedene Kleidungsstücke gekauft, die ich eigentlich nicht brauchte, oder habe -wie zuletzt- „Touri-Scheiß“-Ausflüge gebucht, die ich eigentlich nicht leiden kann.

Big John fährt uns somit direkt nach Inverarnan. BigJohn ist unser Taxifahrer. Sehr nett, auch wenn ich lange nicht alles verstehe, was er uns versucht zu erklären.

Jetzt ist es allerdings Zeit die Gefährten zu informieren, dass wir uns erst heute Abend wieder treffen und nicht wie geplant auf der Hälfte der Strecke. Ich habe tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Amelie geht es mit Ihrer Freundin ähnlich.

Was denken die jetzt bloß?

BigJohn informiert uns, dass er öfter „Wanderer“ fährt, die einzelne Etappen auslassen. Entweder weil sie es von Anfang an so geplant haben um Zeit zu sparen, oder weil sie eine nicht geplante Pause brauchen. Wir gehören also definitiv in Kategorie zwei. Trotzdem beruhigend, dass wir nicht allein sind.

Die Sache mit dem schlechten Gewissen beschäftigt mich trotzdem weiter. Ich höre gerade ein Hörbuch von Kurt Krömer („Du darfst nicht alles glauben, was Du denkst“), indem er sehr offen über seine Depression spricht. Mit meiner Situation natürlich überhaupt nicht zu vergleichen. Trotzdem höre ich Kurt Krömer zu mir sagen: „Bist Du eigentlich bescheuert, dass Du ein schlechtes Gewissen hast, weil Du eine Etappe nicht gewandert bist und dafür einen wirklichen netten Tag verbracht hast?“ Ich finde Kurt hat Recht. Ist doch egal, was die anderen denken!

Hier noch die Eindrücke unserer kleinen Erkundungstour rund um unsere heutige Herberge.

Wen interessiert wie es Sascha und Christian heute ergangen ist, findet den heutigen Bericht hier.